Doku: Earthship Tempelhof – Deutschlands nachhaltigstes Bauprojekt

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Sie bestehen weitgehend aus Müll, sind nahezu autark und zum Großteil in Handarbeit gebaut: sogenannte Earthships – nachhaltige Häuser, die in den 1970er-Jahren für die US-amerikanische Wüste entwickelt wurden. Die Frage ist nur: Taugen sie auch für das nasskalte Wetter in Deutschland? Das wollte der Architekt Ralf Müller mit dem Bau eines Earthship im schwäbischen Tempelhof herausfinden. Seit einem Jahr erproben 28 Mitglieder der Lebensgemeinschaft Tempelhof das Earthship in der Praxis, indem sie es als Gemeinschaftshaus zum Kochen, Essen und Waschen nutzen. Ein guter Zeitpunkt für den Architekten zu überprüfen, ob das Earthship-Konzept tatsächlich aufgeht: Zum Beispiel beim Thema „Heizen“.

Heizen mit der Kraft der Sonne
Energetisches Herzstück jedes Earthships sind die mit Erde gefüllten Autoreifen. Sie bilden den thermischen Speicher in der Rückwand des Hauses, der sich im Sommer aufladen und im Winter die Wärme wieder abstrahlen soll. Doch würde das allein ausreichen, um durch einen langen, deutschen Winter zu kommen? Architekt, Ralf Müller, war anfangs skeptisch. Doch er wurde durch seine Messungen positiv überrascht. Die Temperaturen im Earthship sanken im Winter 2017 nie unter 16 Grad und das bei Außentemperaturen von bis zu minus 20 Grad.

Die größte Herausforderung: Schimmel
Noch größer, als die Befürchtung, dass es im Winter im Earthship zu kalt werden könnte, war seine Sorge, dass sich Schimmel bildet – zumal andere Earthships in Europa genau daran gescheitert sind. Das Problem: Die Lüftung im Earthship funktioniert über Lüftungsklappen, die die Bewohner manuell bedienen müssen. Sie müssen die Luftfeuchtigkeit also stets im Auge behalten. Um Schimmel vorzubeugen hat Ralf Müller deshalb beim Bau auf eine gute Dämmung geachtet und „Wärmebrücken“ vermieden. Eine wichtige Rolle spielen auch die Materialien im Innenraum: Lehmputze und viel Holz, denn sie nehmen einen Großteil der überschüssigen Feuchtigkeit auf. Bislang scheint das Konzept tatsächlich zu funktionieren Ralf Müller konnte noch keinerlei Spuren von Schimmel entdecken.

Die Wasserversorgung – der Wehmutstropfen
Schwieriger erwies sich dagegen der Anspruch, allein mit dem Regen für die Wasserversorgung auszukommen. Das liegt aber vor allem an den deutschen Behörden: Sie verbieten das Trinken von Regenwasser und forderten daher den Anschluss des Earthships an die öffentliche Wasserversorgung und Kanalisation. Ein Wehmutstropfen für den Architekten und für die Bewohner des Earthships. Sie würden lieber völlig autark sein, so wie es das Earthship-Konzept eigentlich auch vorsieht.

Insgesamt fällt das Fazit aber positiv aus: Die Bewohner schätzen das behagliche Wohngefühl im Earthship und fühlen sich darin geborgen. Auch Architekt Ralf Müller ist angetan. Er sieht in dem Bau von Earthships eine ideale Möglichkeit für nachhaltiges Wohnen im ländlichen Raum. Deshalb plant er bereits sein nächstes Earthship, dieses Mal in Mecklenburg Vorpommern.

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