Uns ist es ja leider gegeben, nur einen Teil der Welt zu sehen, zu hören, zu riechen. Das ist uns klar, wenn wir von Tieren lernen, die mit ultraviolettem oder infrarotem Licht was sehen können; oder von solchen, die Gerüche die quasi in homöopathischer Dosis vorüber ziehen, wahrnehmen können. Aber leider bleiben uns auch Dinge verborgen, die eigentlich offensichtlich sind: Nämlich so etwa die Hälfte der Pflanzen, mit denen wir andauernd zu tun haben, und um die wir uns kümmern, damit sie gut wachsen und uns (er)nähren können. Wie sieht denn das unterirdische Leben einer Pflanze aus? Wer weiss das schon? Ich beobachte mir Interesse und Ehrfurcht umgefallene Bäume und deren Wurzelwerk. Und hier oder dort mal die feinen Wurzeln, die sich im Mulch ausbreiten, vom Kohl der sich dort so wohl fühlt. Also, neben dem „geheimen Seelenleben“ der Pflanzen, gibt es auch noch das geheime Wurzelleben derselben. Und um dieses zu entdecken, zu verstehen, und zu staunen gibt es Bücher wie das von Robert Kourik, „Understanding roots„. Beeindruckende Zeichnungen von Wurzeln von kleinen und grossen Pflanzen. Die allgemeine, weit verbreitete These, dass Wurzeln von Bäumen so gross sind wie die Grösse der Krone, lässt sich mit den Bildern des Buches sehr schnell widerlegen.
Zum Beispiel dieser hier – mit einem Wurzelwerk deutlich breiter als der Baum. Und viel flacher, als man gemeinhin denken würde:
Oder dieser hier: Das Wurzelwerk ist mindestens doppelt so breit, wie der Baum hoch ist. Mit dem Kronendurchmesser ist der Durchmesser des Wurzelraumes nicht vergleichbar:
Beeindruckend auch der Löwenzahn. Dass der tief wurzelt ist ja bekannt. Aber doch atemberaubend, wenn man den Vergleich „oberhalb“ und „unterhalb“ tätigt (12″ = 30cm):
Das Buch wimmelt gerade so von Zeichnungen des Wurzelraumes von Bäumen, Sträuchern und kleinere Pflanzen. Und es gibt auch gute Einblicke in andere Aspekte des Bodens: Wasser, Nährstoffe, Mykorrhiza. Echt lohnenswert.
Was bleibt als Essenz? Die Wurzelmasse aller Pflanzen tummelt sich in den obersten 20cm. (Obst)Bäume breiten ihr Wurzelwerk weit aus. Wie eng kann man dann sinnvollerweise Bäume und Büsche pflanzen, ohne Druck oder Konkurrenz entstehen zu lassen?