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Forschungsprojekt „Aufbauende Landwirtschaft“ am Schloss Tempelhof gestartet

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Die Gemeinschaft Tempelhof hat über die grund-stiftung Anfang 2017 das mehrjährige Forschungsvorhaben „Aufbauende Landwirtschaft am Tempelhof“ gestartet, das die Erforschung von ganzheitlichen Ansätzen für eine wirklich zukunftsfähige Landwirtschaft ermöglichen wird. Unsere Kernfrage lautet: Wie können wir eine Ressourcen aufbauende Landwirtschaft entwickeln, welche, ähnlich einem natürlichen Ökosystem, eine hohe Stabilität und Resilienz aufweist, Kreisläufe weitestgehend schließt und dabei eine hohe Produktivität erreicht?

Dieses Vorhaben bildet den zunächst 5-jährigen Rahmen für vielfältige wissenschaftliche Forschungsprojekte und die Umsetzung von praktischen Maßnahmen für einen aktiven Bodenaufbau und eine Erhöhung der Vielfalt in unserer Land(wirt)schaft. Dabei arbeiten wir zusammen mit der FH Nürtingen, der Universität Hohenheim, der Universtität Witzenhausen sowie dem FIBL aus der Schweiz.

Zu Beginn ist der wichtigste Schritt eine umfassende Erhebung des Status Quo sowohl vom Zustand des Bodens als auch der Biodiversität von Flora und Fauna. Hierzu suchen wir für den Zeitraum April (Bodenbeprobung) bzw. Mai/ Juni (Biodiversitätserhebung) noch Menschen, die uns dabei mit ihrem Fachwissen und praktischem Tun unterstützen möchten. Bitte meldet Euch bei Stefan oder Martina unter: aufbauende-landwirtschaft@grund-stiftung.org.

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Präsentation: Bodenleben beleben. Dietmar Näser. Symposium „Aufbauende Landwirtschaft 2017“

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Dietmar Näser arbeitet seit 15 Jahren mit Landwirten aller Produktionsrichtungen an der Praxis der Bodenbelebung. Gemeinsam mit Dr. Ingrid Hörner und Friedrich Wenz entwickelt er die Vitalisierung der Kulturen und Belebung der Böden in der Praxis. “Bodenaufbau geschieht dann, wenn man das Bodenleben systematisch aktiviert und die Kultur stressfrei wachsen lassen kann.”
www.gruenebruecke.de

HINTERGRUND ZUM SYMPOSIUM
Der Öko-Landwirtschaftsbetrieb Schloss Tempelhof war Gastgeber des Symposiums „Aufbauende Landwirtschaft – Boden wieder gut machen. Wege zu einer regenerativen Agrarkultur“ vom 27.-29. Januar 2017 in Kreßberg. Gärtner und Landwirte aus konventionellem und ökologischem Landbau und Menschen, die sich für einen zukunftsfähigen Acker- und Gemüsebau interessieren, sind zu dieser Bildungs- und Austauschplattform gekommen. Im Mittelpunkt standen praktische Methoden einer Ressourcen-aufbauenden Landwirtschaft.

Referenten wie Sepp Braun, Dietmar Näser und Margarete Langerhorst gaben einen Ein- und Überblick über zukunftsfähige Landwirtschaftstechniken wie z.B. pfluglose und Minimal- Bodenbearbeitung, Untersaaten und Direktsaat, Mischkulturen und Zwischenfrüchte. Auch Themen wie Rotte-Steuerung, Kompostierung und Mulchen, Agroforstwirtschaft und Holistisches Weidemanagement, mehrjährige Gemüsepflanzen, Wassermanagement und Keyline-Design wurden in Vorträgen, Impulsreferaten und offenen Runden diskutiert.

WEITERE INFORMATIONEN
www.aufbauende-landwirtschaft.de
www.humusrevolution.de
www.lebensraum-permakultur.de
www.schloss-tempelhof.de

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Buch: Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen. Ute Scheub und Stefan Schwarzer

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Nun ist es da, das Buch. Den ganzen letzten Sommer dran gearbeitet, recherchiert, zusammen getragen, geschrieben, zig Mal Korrektur gelesen, Bilder gesucht, Gespräche geführt, Plätze besucht… Ein schönes Werk ist da zusammen gekommen, von Ute Scheub und mir: „Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen“ (Amazon, Buch7, oekom). Die schönste Zusammenfassung ist unser Manifest:

MANIFEST

Regeneration ist möglich

Der Stopp der Klimakrise und die Regeneration der planetarischen Ökosysteme binnen weniger Jahrzehnte ist möglich – einfacher und schneller, als die meisten annehmen. Das ist die Botschaft dieses Buches.

Das Grundrezept:

Ersatz der Agroindustrie durch regenerative Agrikultur, Ersatz der Fossilenergie durch regenerative Energien.

Die Lösung liegt uns buchstäblich zu Füßen. Die Natur hilft uns mit dem Wunder der Photosynthese, den Kohlenstoff aus dem atmosphärischen Kohlendioxid dorthin zu bringen, wo er herstammt und nun dramatisch fehlt: in den Boden. Humusaufbau entzieht der Atmosphäre Treibhausgase, macht den Boden fruchtbar, sichert die Ernährung, erneuert das Grund- und Trinkwasser, sorgt für gesunde Pflanzen, Tiere, Menschen, regeneriert ganze Landschaften, drängt Versteppung und Verwüstung zurück, schafft Millionen sinnvoller Arbeitsstellen. Eine Win-Win-Win-Lösung. Viele Beispielprojekte im In- und Ausland zeigen, wie es geht.

Wir brauchen dafür keine High-Tech, kein gefährliches Geo-Engineering, keinen globalen CO2-Handel, keine Gentechnik, keine chemischen oder bioökonomischen Mixturen aus den Labors der Agrokonzerne. Eine rein biologische Ernährung der Weltbevölkerung ist möglich, und sie ist nötig, denn sie hilft bei der Heilung der Ökosysteme. Mehr noch: In einer Welt voller Gewaltkonflikte um Ressourcen und Millionen von Umweltflüchtlingen ist regenerative Agrikultur ein Schlüssel zum Frieden.

Den Schlüssel zu kennen reicht allerdings nicht. Das Tor zur Regeneration der Erde wird von Agrokonzernen, Großgrundbesitzern und Wirtschaftslobbyisten blockiert. Wichtiger als CO2-Handel wäre eine Landreform zugunsten von (klein)bäuerlichen Höfen, die agrarökologisch produzieren, und eine Streichung aller direkten und indirekten Subventionen für umweltzerstörende Produktion von Lebensmittel und ihren Export. Wir brauchen wahre Preise, die den ökosozialen Schaden oder Nutzen eines Produkts ausweisen.

Die global verflochtene Agroindustrie mit Konzernen wie Monsanto & Co gefährdet das Überleben der Menschheit genauso wie die Energiekonzerne. Sie muss zurückgedrängt werden zugunsten von gemeinnützigen Stiftungen und Organisationen, die in die vernachlässigte agrarökologische Forschung investieren und die Kleinbauern und vor allem Kleinbäuerinnen weltweit unterstützen.

Mit Wissen über regenerative Methoden, das alte Traditionen mit neuen Erkenntnissen verbindet, kann auf weit kleineren Flächen als bisher mehr und intensiver geerntet werden. Permakultur, Biointensivkulturen, pfluglose Bodenbearbeitung, Terra Preta, Holistisches Weidemanagement, Agroforstsysteme und weitere Praktiken weisen den Weg. Eine Region, die so wirtschaftet, kann Flächen an die Wildnis zurückgeben und gefährdeten Arten ein Refugium bieten. Denn das Artensterben gefährdet das Überleben der Menschheit inzwischen mehr als die Klimakrise.

Alle Lösungen sind vorhanden. Wir brauchen nur eine entschlossene Zivilgesellschaft, die sie durchsetzt, und Politiker, die nicht länger die Agroindustrie strukturell bevorzugen. Eine solche Agrarwende würde in Deutschland laut Umfragen von einer großen Bevölkerungsmehrheit unterstützt.

Wir brauchen einen nationalen und internationalen Zusammenschluss von Kleinbauern-, Umwelt-, Klima- und Ernährungsbewegungen. Oder um Ronnie Cummins als Mitbegründer des globalen Bündnisses »Regeneration International« zu zitieren: Es bedarf einer »massiven Graswurzelarmee von Erd-Regenerierenden: drei Milliarden Kleinbauern und Dorfbewohnerinnen, Rancher, Hirten, Waldbewohnerinnen, Stadtgärtner und indigene Gemeinden – assistiert von mehreren Milliarden bewussten Konsumenten und urbanen Aktivistinnen.«

Regeneration ist möglich – lokal, regional, national und global. Worauf warten wir noch?

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Doku: Wenn der Boden verschwindet

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Interessante kleine Doku zum großen Problem der Bodenerosion. Sie gibt gute Einblicke in die Herausforderungen, denen wir uns ganz aktuell stellen müssen, ansonsten werden wir in baldiger Zukunft ziemlich Probleme kriegen…

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Fünf Spatendiagnosen: Was Pflanzenwurzeln für den Boden tun. Eine Feldbegehung im jungen Waldgarten am Schloss Tempelhof

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Schon sehr faszinierend zu beobachten, wie Pflanzen und ihre Wurzeln die Bodenstruktur verändern können. Bis dato dachte ich dass großzügiges Mulchen durchaus Boden-fördernd ist. Aber durch die Literatur von Neil Kinsey’s „Hands on Agronomy – Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung“ (Amazon, Buch7) und die Beobachtung verschiedener Flächen im langsam sich entwickelnden Gemüse-Waldgarten am Tempelhof wird mir immer deutlicher, welche positiven Einflüsse die Pflanzen und deren Wurzeln auf den Boden (und das Bodenleben) hat. Wirklich beeindruckend. Dazu eben dieses kleine Filmchen.

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Präsentation: Humus – the essential ingredient. Graeme Sait

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Die Klimakrise stoppen – wie sollte das noch gehen? Ehrlich! In dieser Hinsicht bin ich ja Klimaskeptiker, als dass ich der Überzeugung bin, dass wir den Tanker schon zu lange und mit zu hoher Geschwindigkeit fahren, als dass wir seinen Kurs noch gravierend verändern könnten. Graeme Sait in seiner Präsentation nennt dazu auch eine Zahl: Selbst wenn wir morgen alle CO2-Emissionen einstellen würden, dann wäre in 200 Jahren die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre immer noch so hoch wie 1975. Und damit weiterhin viel zu hoch. Und das wäre, wenn wir morgen… Vielleicht sind wir in 50 Jahren bei -80%. Vielleicht…
Auch interessant: 476 Milliarden Tonnen CO2, die ursprünglich im Boden (also diesem meist krümeligen Gemisch aus Ton, Schluff und Lehm plus organischen Anteilen) waren, sind durch die Landwirtschaft in der Atmosphäre gewandert. Im Vergleich dazu machen sich die 250 Milliarden Tonnen, die durch die Verbrennung von Kohle und Erdöl in die Luft gepustet wurden, doch noch relativ klein aus.
50% aller der Menschen gemachten CO2 Emissionen haben die Ozeane absorbiert. Mit zukünftig verheerenden Folgen: Graeme Sait benennt diese Problematik als ernster und dringlicher als die Klimaveränderung! Denn durch das CO2 wird der Ozean saurer. Und das hat Auswirkungen auf z.B. die Korallen (was viele mittlerweile wissen), aber auch auf das Phytoplankton, welches wiederum 50% des Sauerstoff produzieren, den wir einatmen.
Ach so, bevor ich es vergesse: Es gäbe da vielleicht eine Lösung. Und das wäre der Aufbau von Humus. Mit einer veränderten Bearbeitung unserer Böden – wenn dies eine globale Aktion wäre – könnten wir es vielleicht schaffen, grosse Teile des CO2’s aus der Atmosphäre zu ziehen und diese im Boden zu binden. Darin sind sich viele Wissenschaftler einig (mehr dazu in den nächsten Wochen hier). Worauf warten noch?!

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Buch: Understanding Roots: Discover How to Make Your Garden Flourish

Screen Shot 2016-09-17 at 12.15.34Uns ist es ja leider gegeben, nur einen Teil der Welt zu sehen, zu hören, zu riechen. Das ist uns klar, wenn wir von Tieren lernen, die mit ultraviolettem oder infrarotem Licht was sehen können; oder von solchen, die Gerüche die quasi in homöopathischer Dosis vorüber ziehen, wahrnehmen können. Aber leider bleiben uns auch Dinge verborgen, die eigentlich offensichtlich sind: Nämlich so etwa die Hälfte der Pflanzen, mit denen wir andauernd zu tun haben, und um die wir uns kümmern, damit sie gut wachsen und uns (er)nähren können. Wie sieht denn das unterirdische Leben einer Pflanze aus? Wer weiss das schon? Ich beobachte mir Interesse und Ehrfurcht umgefallene Bäume und deren Wurzelwerk. Und hier oder dort mal die feinen Wurzeln, die sich im Mulch ausbreiten, vom Kohl der sich dort so wohl fühlt. Also, neben dem „geheimen Seelenleben“ der Pflanzen, gibt es auch noch das geheime Wurzelleben derselben. Und um dieses zu entdecken, zu verstehen, und zu staunen gibt es Bücher wie das von Robert Kourik, „Understanding roots„. Beeindruckende Zeichnungen von Wurzeln von kleinen und grossen Pflanzen. Die allgemeine, weit verbreitete These, dass Wurzeln von Bäumen so gross sind wie die Grösse der Krone, lässt sich mit den Bildern des Buches sehr schnell widerlegen.

Zum Beispiel dieser hier – mit einem Wurzelwerk deutlich breiter als der Baum. Und viel flacher, als man gemeinhin denken würde:
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Oder dieser hier: Das Wurzelwerk ist mindestens doppelt so breit, wie der Baum hoch ist. Mit dem Kronendurchmesser ist der Durchmesser des Wurzelraumes nicht vergleichbar:
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Beeindruckend auch der Löwenzahn. Dass der tief wurzelt ist ja bekannt. Aber doch atemberaubend, wenn man den Vergleich „oberhalb“ und „unterhalb“ tätigt (12″ = 30cm):
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Das Buch wimmelt gerade so von Zeichnungen des Wurzelraumes von Bäumen, Sträuchern und kleinere Pflanzen. Und es gibt auch gute Einblicke in andere Aspekte des Bodens: Wasser, Nährstoffe, Mykorrhiza. Echt lohnenswert.

Was bleibt als Essenz? Die Wurzelmasse aller Pflanzen tummelt sich in den obersten 20cm. (Obst)Bäume breiten ihr Wurzelwerk weit aus. Wie eng kann man dann sinnvollerweise Bäume und Büsche pflanzen, ohne Druck oder Konkurrenz entstehen zu lassen?

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Doku: Die Phosphor-Krise: Das Ende der Menschheit?

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Überall nur noch Peak – Erdöl-Peak, Wasser-Peak, Seltene-Erden-Peak… Nun auch noch der Phoshpor-Peak. Vor einiger Zeit habe ich mal einen kleinen Artikel dazu geschrieben. Von daher ist das Thema hier nicht so neu. Arte hat nun eine interessante Doku zusammen gestellt, die aufzeigt, wo das Material her kommt, was damit gemacht wird, und wie die Zukunft aussehen könnte. Und kommt letzten Endes zu einem ähnlichen Schluss: Die Reserven sind abnehmend, und dabei auch noch zunehmend belastet. Bleibt nur noch das Recycling menschlicher Exkremente, was hier und da im Anfangsstadium aber zu deutlich höheren Kosten gemacht bzw. versucht wird.
Und das mit der Belastung ist nicht ohne: Durch die Düngung mit Gesteinsphosphor gelangen jährlich 114 t Uran auf deutsche Äcker; damit könnte man Strom für 2 Millionen Haushalte herstellen, wenn man es verstromen würde!
Und: 20% aller Rohphosphate landen in der Produkten des täglichen Lebens – Wasserbinder in Fleischwaren, Triebmittel im Backwaren, Geschmacksverstärker in Cola, Wasserenthärter in Wasch- und Geschirrspülmitteln, Poliermittel in Zahnpasta
Würden wir uns bei der Bereitstellung von Frischwasser von zwei Ländern (beim Phosphor sind das Marokko und China) abhängig machen? Oder würden wir nach Alternativen suchen? Warum nicht beim Phosphor?*

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Cows, Carbon and Climate. Joel Salatin

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Mal wieder Joel Salatin. Ein begnadeter Redner, aber eben auch ein begnadeter Landwirt. Was der auf seiner Farm Polyfaces schon so alles gemacht hat… Es gibt weltweit wenig Beispiele, die besser aufzeigen wie eine „Aufbauende Landwirtschaft“ geschehen kann. Stichworte dazu: Mobgrazing, Holistisches Weidemanagement, Keyline-Design, Permakultur. Vielfalt, lokal produzieren und verkaufen, Käuferbindung, Direktvermarktung. Klasse, was der Typ und seine Family so alles machen.
Und immer wieder die Frage: Welchen Beitrag können Kühe zur Regeneration von Landschaften leisten? Und zum Einbringen von Kohlenstoff in den Boden, zum Humusaufbau? Cows, Carbon and Climate. Joel Salatin

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Die Spatenprobe – Beurteilung des Bodens

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Boden – diese so arg vernachlässigte, kaum erneuerbare Ressource. Wie kann man ihn untersuchen und beurteilen? Und was macht der Unterschied „mit Pflug bearbeiten“ und „pfluglos“ aus? Ein Schweizer Bodenkundler zeigt anschaulich anhand verschiedener Spatenproben, was für uns alle (Konsumenten und Entscheider) so wichtig ist zu verstehen.

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Buch: Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald. Ute Scheub

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Eine lesenswerte Übersicht zum (breit aufgefächerten) Thema Terra Preta hat Ute Scheub in ihrem Buch „Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“ zusammengefasst. Ausgehend von der derzeitigen Problematik der industriellen Landwirtschaft (v.a. in Hinsicht auf den Bodenverlust), stellt Frau Scheub die Entdeckung und Entwicklung der Schwarzen Erde, wie sie im Amazonas entdeckt wurde, vor, und zeigt auf welches Potential die Verwendung von Pflanzenkohle (in Verbindung mit Kompost, EM, Urin usw.) hat. Sehr schön zu lesen, flüssig geschrieben, mit interessanten Fakten und Zahlen gespickt, ist dieses Buch sicher ein gutes Aufklärungswerk. Das Wie? der Herstellung von Pflanzenkohle kommt dann aber doch nur sehr kurz vor, ohne Anleitungen – Schade. Auch bin ich mir nicht ganz sicher ob der Hype gerechtfertigt ist, da es noch sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu den Effekten gibt; und unklar bleibt mir auch noch wo das ganze Material herkommen soll, was wir dann zu Pflanzenkohle verarbeiten bzw. in wieweit da Konkurrenz zwischen Generierung von Pflanzenkohle, Kompost, Wärmegewinnung u.a. eine Rolle spielen. Vielleicht haben da andere noch harte Fakten zu… Ingesamt ein sicher empfehlenswertes Buch, was zum einen nachdenklich macht über unsere derzeitige Situation und unserem Umgehen mit Erde, Landwirtschaft, Nahrungsmitteln und Konsum – und zum anderen auch Hoffnung gibt, dass es sinnvolle Lösungen gibt, wenn wir sie denn nutzen.

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Ithaka, Kon-tiki und Terra Preta

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Für die Terra-Preta Fans, und solche die es werden wollen, hier ein Link zum Ithaka-Journal. Entstanden in einer Zusammenarbeit mit Delinat, einem Bio-Wein-Versandhandel (mit ziemlich hohem ökologischen Anspruch), forscht v.a. Hans-Peter Schmidt dort mit Pflanzenkohle im Weinberg, und seit einigen Jahren zunehmend in Nepal. Obwohl ich selbst dem Terra-Preta-Hype etwas reserviert gegenüber stehe, scheinen mir seine Untersuchungen, Anwendungen Entwicklungen sehr interessant und lesenswert zu sein. Einfach mal reinschauen.

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Doku: Soil Carbon Cowboys

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Die Welt retten – d.h. u.a. die Klimaveränderung stoppen – und gleichzeitig bessere Ernten einfahren. Unter diesem Motto bewegt sich ziemlich viel im englisch-sprachigen Raum, unter dem Begriff des Carbon Farming. Auch Regenrative Agriculture hat einen ziemlich Schwerpunkt darauf – vielleicht weil sich das momentan so gut verkaufen lässt. In jedem Fall: Was so manche Menschen (z.B. Allan Savory) seit Jahrzehnten predigen, das scheint sich so langsam durchzusetzen. Naja, durchsetzen ist da sicher doch nicht das richtige Wort. In dieser kurzen Doku jedenfalls berichten ein paar Farmer in den USA über ihre Erfahrungen im Dreieck Mensch, Tier und Boden. Und diese Erfahrungen sind richtig, richtig, richtig gut!

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Permakultur-Podcasts

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Immer wieder wenn ich mit dem Zug oder auch dem Auto auf Reisen gehe, dann ist die Zeit für Podcasts gekommen. Hier zu Hause komme ich nicht dazu; aber unterwegs, müde vom Lesen, die Möglichkeit in die vorbei ziehende Landschaft zu schauen, bin ich bereit für die ein oder andere Episode. Ein Permakultur-Podcast, den ich auf den letzten Reisen öfters gehört habe, ist der PermacultureVoices; mittlerweile bei deutlich über 100 Beiträgen angekommen, und bin den bekannten Namen dabei: Darren Doherty, Paul Stamets (Pilze), Dr. Elaine Ingham (Boden), Toby Hemenway, … Einige Podcasts beziehen sich ganz explizit auf „Wie kann ich einen erfolgreichen Bauernhof aufbauen?“, mit interessante, bereichernden Tipps. Absolut empfehlenswert!

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Werden unsere Enkel noch satt? Vor-Symposium „Zukunftsfähige Landwirtschaft“ am Schloss Tempelhof

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Konzentration auf die Zukunft des Ackers: 17 Teilnehmer aus ganz Deutschland und aus unterschiedlichen Berufen – Landwirte, Gärtner, Wissenschaftler, Permakultur-Designer, Umweltdaten-Experten, Geografen, Wirtschaftsinformatiker – planten im Januar am Tempelhof das Symposium „Zukunftsfähige Landwirtschaft“, welches erstmalig Anfang 2017 stattfinden soll.

Forschend und kreativ ging es in diesem vorbereitenden Arbeitstreffen zu: Können wir die Natursysteme morgen, trotz landwirtschaftlicher Nutzung, stabiler, regenerativer machen? Welche Methoden und Werkzeuge können wir zur Gestaltung und Umsetzung solcher Landschaften nutzen? Wie lassen sich diese Maßnahmen ökologisch, ästhetisch und ökonomisch sinnvoll planen?

In Seminaren, Impulsvorträgen und World Café-Runden kamen alle zu Wort, Themen wie lebendiger Boden und Humusaufbau, Wasser- und Weidemanagement, Agroforstwirtschaft, mehrjährige Gemüsesorten sowie soziale und ökonomische Aspekte der Landwirtschaft, z.B. Direktvermarktung und Solidarische Landwirtschaft, standen im Mittelpunkt. Die erklärten Ziele des Symposiums: „Uns ist es wichtig, ganzheitlich, holistisch die Bedingungen und vor allem die Möglichkeiten zur Gestaltung einer enkeltauglichen Landwirtschaft zu diskutieren. Es gilt ja, von der Natur und den natürlichen, wirklich nachhaltigen Systemen zu lernen. Wir sollten, ganz im Sinne der Permakultur, diese Erkenntnisse integrieren und weitergeben“, so Stefan Schwarzer, Initiator der Veranstaltung und Mitglied der Gemeinschaft Schloss Tempelhof. Mit Ausblick auf das Symposium nächstes Jahr wünscht er sich, „zusammen mit 50-100 Landwirten und Gärtnern im offenen Umgang und mit vielfältigen Präsentationsformaten an Möglichkeiten einer erhaltenden, regenerativen und wiederaufbauenden Landwirtschaft zu arbeiten“. Wir freuen uns auf dieses Zusammenwirken für unsere Zukunft!

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Artikel zu Kompost- und Regenwürmern

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Na, so langsam beschäftigt sich die Forschung ja auch mit „alternativen“ Ansätzen. Interessant zum Beispiel die Untersuchung zu den Bodenbakterien und dem Geschmack des Weines. Diese beiden hier fielen mir in die Hände, gerade zu einem Zeitpunkt als wir anfingen ausrangierte Badewannen für einen Wurmkompost (auf Kaffeesatz) umzufunktionieren, und sich die Gärtnerei über den Wurmtee freute – und deutliche Wachstumssteigerungen bei der Anzucht erkannte. Auch der Wurmkompost wird im Frühjahr dann verwendet – er wird in die Anzuchtserde gemischt.

Humic substances from vermicompost enhance urban lettuce production
Urban agriculture is growing worldwide with the growth of cities. Urban agriculture represents about 20 % of Cuban agriculture. In Cuba, urban agriculture is institutionalized and organized with ecological principles. For instance, local agriculture enhances food security and decreases the use of nonrenewable fertilizers. However, organic crop production in urban environments is challenging because of intensive plant nutrient requirements and disease incidence. Here, we tested an innovative technology based on plant growth promoters isolated from vermicompost and applied directly to lettuce leaves. We monitored plant metabolism by measuring the activities of nitrate reductase, an enzyme linked to N assimilation, and of phenylalanine ammonia lyase, an enzyme linked to plant defense. The experiment was conducted in the organic urban system in Guines, Cuba. We applied liquid humates at 10, 15, or 20 mg C L−1 once at the seedling stage and again 15 days after transplantation. Our results show that humates at 15 mg C L−1 shortened by 21 days the lettuce production cycle, allowing early harvesting without changing quality while increasing yields expressed as the number of leaves per plant. Humate application also decreased total carbohydrate, increased protein, increased nitrate uptake, and stimulated nitrate reductase and phenylalanine ammonia lyase in lettuce leaves.

Earthworm services for cropping systems. A review
Intensive agriculture is often criticized for negative impacts on environment and human health. This issue may be solved by a better management of organisms living in crop fields. Here, we review the benefits of earthworms for crops, and we present techniques to increase earthworm abundance. The major points are the following: (1) Earthworms usually improve soil structural stability and soil porosity and reduce runoff. (2) Earthworms modify soil organic matter (SOM) and nutrient cycling. Specifically, earthworms stabilize SOM fractions within their casts, and they also increase the mineralization of organic matter in the short term by altering physical protection within aggregates and enhancing microbial activity. (3) The positive correlation between earthworm abundance and crop production is not systematic, and contrasting effects on yields have been observed. Earthworms induce the production of hormone-like substances that improve plant growth and health. (4) Direct drilling increases earthworm abundance and species diversity, but the beneficial effect of reduced tillage depends upon the species present and tillage intensity. (5) Organic amendments enhance earthworm abundance. (6) Earthworms feeding at soil surface are the most exposed to pesticides and other agrochemicals. Finally, we discuss how to combine management practices, including inoculation, to increase the earthworm services. We conclude that using earthworm services in cropping systems has potential to boost agricultural sustainability.

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Der perfekte Boden

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Eine gute Anzuchtserde herzustellen ist wohl eine wahre Kunst. Aber auch die Frage, in welchem Boden Pflanzen gut wachsen. Hier ist ein kleiner, anschaulicher Beitrag über „von schlechtem und gutem Boden“, wobei zu Berücksichtigen gilt, dass das Resultat zwar sicher auf erstem Blick hin erstaunlich ist, beim zweiten Nachdenken dann aber wiederum auch nicht. Schliesslich wird hier denn auch zwar „Abfall“, aber eben doch in hochkonzentrierter Form verwendet. Aber ich will nicht zu viel verraten – das Ergebnis ist schon ein paar Gedanken wert!

Hier das Ergebnis anschaulich dargestellt:

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Wie Kühe die Welt retten können. Allan Savory

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Zu den, für die meisten von uns, recht konträr erscheinenden Ansichten von Allan Savory habe ich hier ja schon verlinkt. Dass die Verschlechterung (Degradierung) der Böden, der Versteppung und Verwüstung ursächlich von zu hoher Beweidung herrührt, und deswegen eine geringere Dichte von Tiere sinnvoll ist und damit zu einer Ruhe und damit Verbesserung der Böden führt – das ist allgemein anerkannt. Nun, dem widerspricht ja Allen Savory ganz klar; und, so wie es seine Untersuchungen und Versuche zeigen, zu recht. Nach dem Vorbild der Natur – Bison-, Gnu-, Zebraherden, die dicht gerdrängt in kurzer Zeit über die Steppe ziehen -, so hat er im gleichen Stile Rinder grasen lassen (dicht gedrängt, jeden Tag weiter ziehend, anstatt auf grosser Fläche wochenlang sich selbst verteilend), und dabei fest gestellt, dass sich der Boden innerhalb kürzester Zeit regeneriert, verbessert, die Vegetation dichter wird, vielfältiger, besser wächst. Interessant, nicht wahr?

Hierzu ein Artikel von ihm: Kühe können die Welt retten (englisch). (Hier als PDF.)

Having trained thousands of officials in policy development, I’ve learned that there is only one reason policies are developed and that is to address a perceived or actual problem.

In more than 60 years of research, neither I nor any collaborating scientists have found any evidence to support the idea that controlling livestock numbers prevents desertification.

The first wicked problem is that organizations are not able to adopt new counter-intuitive scientific insights ahead of public opinion. No amount of data, proof, evidence, money spent, or how many people dying will bring about institutional change until a significant level of public opinion changes.

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Buch: Der Regenwurm ist immer der Gärtner. Amy Stewart

Screen Shot 2015-11-09 at 12.11.38So langsam dämmert es uns: Der Regenwurm ist ein bedeutendes Tier. Was wäre die Pflanzenwelt ohne ihn? (Die Frage kann weder ich noch das Buch so genau beantworten…) Schon Charles Darwin erkannte den Wert dieser kleinen Lebewesen, die eine schier unglaubliche Arbeit erledigen – das Umgraben des Bodens. Darwin widmete einen grossen Teil seiner Zeit in seinen letzten Jahre dem Gemeinen Regenwurm, dem unscheinbaren aber eben so arbeitssamen Tier. Er errechnete schon damals wie viel Boden diese Tiere versetzen – und erkannte, was es heissen würde, wenn die kleinen Viecher nicht mehr im Boden wären. Etwas, was dank industrieller Landwirtschaft mittlerweile weitflächig zur Realität geworden ist. In ihrem Buch „Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ schildert Amy Stewart, begeisterte Gärtnerin, von ihrer Entdeckungsreise. Irgendwo zwischen Roman, Dokumentation und Wissenschaft gelegen, erzählt sie frohgemut was sie so alles über die Tiere erfahren hat. Immer wieder sehr interessant, was man da so alles über die Tiere lernen kann. So z.B. auch dass der Gemeine (Europäische) Regenwurm in den USA nun eben nicht heimisch ist, dort aber in manchen Wäldern (Sequoia z.B.) ein ziemliches Chaos angerichtet hat, weil nämlich keine Bäumchen mehr nachwachsen können, weil das organische Material in Magen der Tiere und tieferen Bodenschichten verschwindet. Uff!

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Verlieren wir den Boden unter den Füßen?

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Urs Mauk, studierter Landwirt am Tempelhof und Stefan Schwarzer, passionierter Permakulturist und Genosse in der Gemeinschaft Schloss Tempelhof, erlauben uns einen kritischen und sorgenvollen Einblick in die Welt unseres Ackerbodens, der Landwirtschaft und unseres Klimas. Unser zufällig entstandenes Gespräch reißt viele Themen an und gibt Denkanstöße, die wir euch nicht vorenthalten wollten. Wir haben beschlossen, daraus eine Informationsreihe zu landwirtschaftlichen Themen wachsen zu lassen. In den kommenden Newslettern möchten wir vertieft auf einzelne Gesprächsbausteine eingehen. Hier ist der Anfang gemacht…

Stefanie: Hallo Stef, hallo Urs, gerade gingen wir über unsere Wiese, die nun eher einer Grabenlandschaft gleicht. Haben wir es nach dieser Dürre in diesem Sommer mit einer Verwüstung unserer Böden zu tun?

Stef: Dieses Jahr 2015 war (und ist noch) ein extrem trockenes und warmes Jahr, das sich mit ziemlicher Sicherheit unter die Top 3 der heißesten Jahre seit Beginn der Messungen einreihen wird. Aber was verstehen wir eigentlich unter Dürre? Noch haben wir in unserer Region, zumindest im Winter, ausreichend Niederschlag, um die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen. Die Pflanzen verdorren kaum. Sie wachsen nur nicht, es grünt bei uns immer wieder. Jedoch werden die saisonale Verteilung des Niederschlages und unser Umgang mit diesem für uns zu einem wichtigen Thema werden. Wir müssen klimatische Extreme, wie Trockenheit und heftige Regenfälle, vermehrt abpuffern und unsere Resilienz vor allem in Bezug auf Wasserknappheit erhöhen. Was wir in dieser zerfurchten Wiese zunächst sehen, ist die Verklumpung des Bodens – der bei uns sehr tonig und lehmig ist – durch den natürlichen Vorgang des Austrocknens. Der Boden zieht sich zusammen, es entstehen hier bis zu 50cm tiefe Gräben. Ein Problem ist, dass unter diesen Umständen Pflanzenwurzeln in den harten Klumpen kaum mehr durchdringen können. Da kommt das Leben dann erst einmal zum Stillstand. Erst wenn es mal wieder über mehrere Tage regnet, werden sich die Gräben schließen.

Urs: Unsere Landwirtschaft am Tempelhof macht sich seit Längerem Gedanken zur Wasserverfügbarkeit und Aufbau und Verbesserung unseres Bodens. Bevor wir hierher zogen, wurde auf den Böden jahrzehntelang Monokultur betrieben mit einem wenig abwechslungsreichen Bewuchs. Nun zeigt der sehr tonige Boden deutliche Defizite, z.B. in seiner chemischen Zusammensetzung, seiner Struktur und Wasserstabilität und vor allem in der Quantität des Humus bzw. der organischen Masse. Im Moment erodiert er leicht durch Wind und den Abfluss des Oberflächenwassers aufgrund der intensiven Bearbeitung und seiner geringen Bedeckung. Die heute üblichen Praktiken der konventionellen aber auch biologischen Landwirtschaft greifen sehr stark in den Boden ein, wodurch seine Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, leidet. Sichtbar war dies beim letzten Regen – der kleine Bach, der durch unser Grundstück fließt, war braun. Ein warnendes Zeichen für ausgespülte Bodenteilchen und Mineralien.

Stefanie: Die natürliche Fruchtbarkeit der Böden in Europa ist gesunken. Hochleistungssaatgut, Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel, Monokultur und intensive Bewässerung haben maßgeblich dazu beigetragen. Können wir diese Belastungen wieder ausgleichen?

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Der Boden platzt auf…

Urs: Der Boden ist die Basis unserer Lebensmittelproduktion, er filtert Regenwasser, reguliert das Klima, ist Heimat unzähliger Lebewesen und ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Im Moment beklagen wir seine zum großen Teil schon weit fortgeschrittene Degradierung. Als Folge nimmt seine Fähigkeit, produktiv zu sein, stark ab. Der Schlüssel für eine gute Bodenstruktur und gesundes Pflanzenwachstum ist die Anzahl und Vielfalt der Organismen, die im Boden leben. Um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, bedarf es vielfältiger Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir dafür sorgen, dass möglichst immer eine lebende Wurzel im Boden wächst und sich der Humusanteil deutlich erhöht, was wiederum die Wasserspeicherfähigkeit vergrößert. Auch hilft der Einsatz von tief wurzelnden Pflanzen beim Bodenaufbau.

Stefanie: Der Verlust der Artenvielfalt ist ein grundsätzliches Problem der Landwirtschaft. Wasser als Lebensgrundlage für die Tiere und Pflanzen habt ihr schon angesprochen. Wie kann die Landwirtschaft hier am Tempelhof unterstützen?

Stef: Bezüglich des Wassers sollten wir uns Gedanken zum aktiven Wassermanagement machen, z.B. direkt im Haus durch Regenwasserrückhaltemöglichkeiten wie Zisternen für die Toilettenspülung. Außerdem müssen wir unseren Lebensraum, die Zusammenhänge zwischen Erde, Wasser, Wind und Wärme, holistisch, also ganzheitlich sehen. Bezüglich des Bodens hier am Tempelhof sind verschiedene Aktionen denkbar. Als gutes Beispiel dienen Hecken. Sie verringern, als Windstopper eingesetzt, die Verdunstung des Bodens, liefern Brenn- und Nutzholz, dienen als Brutplatz, sind Lebensraum, bieten Blüten, Früchte und Samen als Futter für die Tierwelt und tragen dadurch zur Belebung der Landschaft bei. Auch die Nutzung von Quellen, das Sammeln von ablaufendem Wasser – statt es direkt in die Kanalisation oder in den nächsten Bach zu führen – in Gräben und in Form von Teichen gehören in ein solches Gesamtbild. Sie erfüllen die Grundbedingungen der Permakultur: Sie speichern Energie (das Wasser), verändern positiv das Mikroklima, bilden Biotope, die auch für die Landwirtschaft von Vorteil sind. Das Wasser kann langsam in den Boden einsickern, es kann zur Bewässerung genutzt werden und sie erhöhen den Freizeitwert der Region für den Menschen.

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Permalandwirtschaft – mit Mulchhaltung und Arbeit im Team

Stefanie: Wie sehen unsere konkreten Maßnahmen zur Bodenerhaltung und -gesundung aus?

Urs: Wir Landwirte hier haben verschiedene Ziele. Zunächst wollen wir eine bessere Bodenstruktur und Steigerung des Humusgehaltes, der im Acker bei lediglich 1-4% liegt. Bewirtschafteter Boden enthält im Allgemeinen weniger organische Substanzen als Erde mit „natürlicher“ Vegetation. Erhöht man beispielsweise den Humusgehalt um einen Prozentpunkt, kann der Boden hier 16l/qm mehr Wasser speichern. Will man dies erreichen, sind strukturierende Maßnahmen denkbar wie Gräben und Dämme (Swales), Terrassen und Schwellen. Jedoch viel wichtiger ist es, den Boden so zu nutzen, dass er in der Lage ist, Humus aufzubauen. Dazu gibt es verschieden Werkzeuge, wie z.B. bodenschonende Bewirtschaftung, pfluglos oder mit Direktsaat, und ganz besonders der Misch- und Zwischenfruchtbau. Im Grünland wäre eine Tiefenlockerung und ein „Holistic Planet Grazing“ denkbar. Mulch- und Kompostwirtschaft mit Hackschnitzel, Grünschnitt und Bioabfällen kann langfristig ebenfalls zur Regeneration und Belebung der Böden beitragen.

Stef: Um auf lange Sicht den überdauernden Bewuchs zu sichern, haben wir den Getreideanbau zurückgefahren und konzentrieren uns auf Gründüngung und Zwischenfruchtbau. So stellen wir sicher, dass immer Pflanzen in einer optimalen Mischung wachsen, die den Boden mit z.B. Stickstoff und Phosphor nähren, Strukturschäden aufbrechen, das Bodenleben ernähren und für eine abwechslungsreiche Durchwurzelung sorgen.

Stefanie: Die Biolandwirtschaft verzichtet auf Mineraldünger. Wie machen wir das?

Stef: Ist das Bodenleben arm oder aus dem Gleichgewicht und der Humusgehalt des Boden gering, geraten Nährstoffe, vor allem der Stickstoff, in das Grundwasser und stehen den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung. Der Mineraldünger versorgt zwar die Pflanze, übergeht aber die Organismen des Bodens, so dass diese absterben. Der Boden wird „unbelebt“. Die Folgen sind Pflanzen, die gegen Schädlingsbefall anfälliger sind sowie eine schwindende Bodenfruchtbarkeit.

Urs: Die ökologische Landwirtschaft funktioniert entweder mit „ökologischen“ Hilfsmitteln, also Dünge-, Spritzmittel und mechanischer Unkrautbekämpfung. Da arbeiten wir in einem konventionellen System mit im Biolandbau zugelassenen Mitteln. Oder wir arbeiten mit der Natur zusammen, dann allerdings ist die Bodenbiologie der Schlüssel zum Erfolg. Unsere Aufgabe ist es, Bedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, die Vielfalt der Arten und ihre Anzahl zu steigern. Dabei wirken Hilfsmittel und Technikeinsatz oft kontraproduktiv.

Stef: Grundsätzliche stelle ich die Frage: Wie viel Raum müssen wir der Natur wieder zurückgeben, damit alle überleben können? Oder anders herum: Wie können wir die natürliche Vielfalt in unsere landwirtschaftlichen Produktionssysteme zum Wohle aller integrieren?

Stefanie: Danke, Stef und Urs, für das informative Gespräch!

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