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Diesen Boden wird die Menschheit bald nicht mehr gutmachen können

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Ich habe ja schon mal über das Buch „Dreck“ geschrieben, wie beeindruckend deutlich, klar und auch irgendwie überraschend die Folgen der Landwirtschaft für den Boden und schlussendlich auch für Zivilisationen in der Welt war. Hier nun eine andere Zusammenfassung aus der FAZ.

Wenn Ackererde bloß als billiger Produktionsfaktor in Rechnung gestellt wird: David Montgomery warnt vor dem weltweit drohenden Verlust an kultivierbarem Land.
29.10.2010, von MANUELA LENZEN

Als Charles Darwin ein Buch über Regenwürmer veröffentlichte, hielten dies viele für die Schrulle eines alten Mannes. Regenwürmer galten als Schädlinge, die am besten aus dem Boden zu entfernen seien. Darwin behauptete nun, sie pflügten, produzierten neuen Humus und prägten die ganze englische Landschaft. Darwin hatte recht, und heute können wir Regenwürmer beutelweise kaufen, um den heimischen Komposthaufen zu beleben.

Mit einer anderen Schätzung war Darwin allerdings zu optimistisch: Der Boden wächst durch Gesteinsverwitterung und Regenwurmaktivität nicht zwischen 0,2 und 0,5 Zentimeter pro Jahr, es sind nur wenige Zentimeter im Jahrtausend. Boden lässt sich in für den Menschen relevanten Zeiträumen nicht ersetzen, konstatiert der amerikanische Geologe David Montgomery. Dennoch leisten wir uns eine Erosionsrate, die vierzigmal höher liegt als die natürliche Bodenerosion. Neben Klimawandel und Ressourcenknappheit komme hier eine weltweite ökologische Katastrophe auf uns zu, die, anders als die Abholzung der Wälder und die Überfischung der Meere, noch nicht ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen sei. Doch gerade weil sie nicht dramatisch, sondern schleichend daherkomme, werde sie umso verheerender ausfallen.

Weltgeschichte aus der Perspektive der Bodenerosion

Montgomery hat die Augsburger Buchreihe „Stoffgeschichten“ um eine ebenso faszinierende wie erschreckende Weltgeschichte aus der Perspektive der Bodenerosion erweitert. Die allermeisten Kulturen haben den schleichenden Bodenverlust bislang übersehen, bis es zu spät war, berichtet der Autor. Von Mesopotamien über Griechenland und Rom bis zum vom Hunger geplagten Irland des 19. Jahrhunderts und der Dust Bowl, der Staubwüste, in die amerikanische Farmer den mittleren Westen verwandelten, als sie versuchten, auf dem Prärieboden Ackerbau zu betreiben – immer wieder findet Montgomery dasselbe Muster. Die Landwirtschaft beginnt in den fruchtbaren Niederungen, die Bevölkerungsdichte steigt, die Menschen weichen auf die Hanglagen aus, roden, pflügen, und der Boden leidet. Er rutscht die Hänge hinunter – auf Haiti so stark, dass Planierraupen ihn in der Regenzeit von den Straßen schieben müssen, er wird fortgeweht oder ausgelaugt, weil es billiger ist, neues Land zu roden, als altes zu pflegen.

Optimismus wird zur Blauäugigkeit

Der Autor erkennt sogar eine welthistorische Struktur: Kulturen existieren zwischen 800 und 2000 Jahre lang – so lange, wie es durchschnittlich dauert, den fruchtbaren Boden in den gemäßigten Breiten abzutragen. Manche fruchtbaren Flusstäler stellen Ausnahmen dar, die die Regel bestätigen: In Ägypten schaffte es erst der Assuandamm, die Regenerationsfähigkeit des Bodens nachhaltig zu ruinieren.

Heute geht es allerdings nicht mehr um Auswandern und Ausweichen, denn die weltweite Anbaufläche von eineinhalb Milliarden Hektar ist nicht mehr zu steigern. Dennoch geht weiter rasant Boden verloren, durch den Klimawandel, durch Bebauung und durch die industrialisierte Landwirtschaft, für die der Boden nicht mehr ist als ein billiger Produktionsfaktor. Optimisten hoffen, dass die Wissenschaft diese Verknappung schon irgendwie ausgleichen wird, ähnlich wie es im Zuge der Grünen Revolution mit Hochleistungssorten und Stickstoffdünger gelang. Doch dieser Optimismus grenzt an Blauäugigkeit, meint Montgomery.

Zum einen können die Pflanzen nur eine bestimmte Menge Stickstoff aufnehmen, etwa die Hälfte von dem, was die Landwirte ihnen heute zuführen. Dazu kommt ein weiterer Punkt: Woher soll der Dünger kommen? Nachdem um den Vogelkot Guano schon Kolonialkriege geführt wurden und die Ausbeutung von Phosphaten paradiesische Inseln in unbewohnbare Wüste verwandelt hat, stammt der Mineraldünger heute aus Erdöl oder Erdgas. Dreißig Prozent des Erdölverbrauchs gehen auf Kosten der Landwirtschaft, so Montgomery, und die Vorräte schwinden.

Grüne Revolution wäre wieder an der Zeit

Wir müssen dringend aufhören, die Landwirtschaft als einen Wirtschaftszweig unter anderen zu betrachten, bei dem allein der Profit entscheidet, fordert Montgomery. Es sei Zeit für eine neue Grüne Revolution. Die Landwirtschaft müsse sich den Böden anpassen, nicht umgekehrt. Die Kornkammern der Erde, die Lössböden Nordamerikas, Europas und Chinas, lassen sich in großem Stil bewirtschaften, wenn man schonend vorgeht und etwa auf das Pflügen verzichtet. Der übrige, empfindlichere Boden gehört in die Hände derer, die ihn bearbeiten. Verwalter, die aus dem Boden nur Profit erwirtschaften, ohne an die Zukunft zu denken, hätten schon das alte Rom ruiniert. Dezentral, ökologisch und arbeitsintensiv müsse die Landwirtschaft werden. Nur dann bestehe wenigstens eine Chance, die wachsende Weltbevölkerung dauerhaft zu versorgen.

In Ansätzen ist dies kurioserweise auf Kuba gelungen, als das Land sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf sich allein gestellt fand. Dünger und Spritzmittel waren nicht zu bekommen, also besannen sich die kubanischen Bauern auf traditionelle Düngemethoden und produzieren notgedrungen Bioqualität.

Ist fruchtbarer Boden in Zukunft ein Kriegsgrund?

Das reicht, wenn man auf Fleisch verzichtet, so gerade, und der Prozess des Umdenkens war nicht auf demokratische Meinungsbildung zurückzuführen. Dass er in globalem Maßstab gelingen könnte, bezweifelt der Autor. Die Alternative allerdings mag man sich gar nicht recht ausmalen. Chinas Böden sind so ausgelaugt, dass sie für die Ernährung der Bevölkerung nicht mehr ausreichen. Zurzeit hängt die Sicherheit der weltpolitischen Ordnung, so Montgomery, an der Überproduktion der amerikanischen Landwirtschaft. Was geschieht, wenn Völker erst beginnen, in großem Stil um fruchtbare Böden zu kämpfen?

Schon jetzt erwerben reiche Staaten massiv fruchtbares Land in Entwicklungsländern – was Montgomery erstaunlicherweise nicht erwähnt. Nur wenigen kleinen Kulturen ist bislang das Kunststück gelungen, ihren Boden dauerhaft fruchtbar zu halten. Montgomery analysiert ihre Wirtschaftsweise und versucht Schlüsse für die Industriestaaten zu ziehen. Der wichtigste: Behandelt den Boden nicht wie Dreck.

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Fläche Berlins geht jährlich in Europa verloren

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Fast eine Milliarde Tonne Boden verliert die EU jedes Jahr durch Erosion. Besonders viel Land wird in Italien weggespült. Dabei gäbe es ein Gegenmittel.
970 Millionen Tonnen Boden werden jedes Jahr in der Europäischen Union weggespült. Das entspricht einem etwa ein Meter tiefen Verlust von Erdreich auf der Fläche Berlins. Das ergab eine Untersuchung der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission. Das Land, in dem die meiste Erde durch Wasser verloren geht, ist mit 8,46 Tonnen pro Hektar im Jahr Italien.
Bedroht seien vor allem der Mittelmeerraum und die Alpen, schreiben die Wissenschaftler. Durch das steile Gelände und die hohen Niederschlagsmengen werde dort viel weggespült. Die wenigsten wasserbedingten Erosionen gibt es hingegen in Finnland.
Das Ausmaß der Bodenerosion in der EU ist ein großes Problem, da sich nur etwa 550 Millionen Tonnen Boden im Jahr neu bilden. Da 68 Prozent des verlorenen Bodens Ackerland sind, geht viel fruchtbares Gebiet verloren. Wälder sind am besten vor Erosion geschützt: weniger als zehn Tonnen pro Jahr werden dort weggespült. In stark betroffenen Gebieten sollten die Länder Gegenmaßnahmen ergreifen, so die Forscher.

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Bodenatlas. Daten und Fakten über Acker, Land und Erde

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2015 ist das Internationale Jahr des Bodens. Endlich wird dieser schwindenden, quasi nicht-erneuerbaren Ressource, etwas Aufmerksamkeit gewidmet. Die Böll-Stiftung hat ein wunderbares Büchlein zu diesem (weiten) Thema heraus gebracht, mit wirklich grossartigen, informativen, interessanten, attraktiven Grafiken. Absolut lesenswert!

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Lesenswerte Artikel: Vom Sauerstoff, Böden und Pflanzenschutz

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Sauerstoffmangel: Todeszonen in der Ostsee haben sich verzehnfacht. Forscher sprechen von der weltweit größten Sauerstoffmangelzone menschlichen Ursprungs: Die sogenannten Todeszonen in der Ostsee haben dramatisch zugenommen – mittlerweile umfassen sie eine Fläche von 60.000 Quadratkilometern.

Böden weltweit in Gefahr: Mit Füßen getreten. Wissenschaftler sind alarmiert: Wir kümmern uns zu wenig um die Böden der Welt. Dabei ist die Bodengesundheit zentral, wenn Ende des Jahrhunderts bis zu 13 Milliarden Menschen satt werden sollen.

Artenvielfalt: Pflanzenschutzmittel gefährden deutsche Gewässer. In vielen Gewässern weltweit ist die Konzentration von Pflanzenschutzmitteln zu hoch, berichten Forscher. Sie hatten Daten aus 73 Ländern ausgewertet. Auch in Deutschland werden Grenzwerte oft nicht eingehalten.

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Weinkultur: Bodenbakterien machen den Geschmack

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Na, das ist ja nun mal, aus meiner Sicht, ein ganz besonderer Artikel: „Die Bakterien im Boden eines Weinbergs beeinflussen wahrscheinlich weit stärker als bisher angenommen das Wachstum eines Rebstocks – und den Geschmack seines Weines.“ Endlich scheint auch die Wissenschaft dahinter zu kommen dass ein lebendiger Boden die Grundvorraussetzung nicht nur einer gesunden sondern auch einer geschmackvollen Pflanze ist. Das öffnet dann doch langsam die Türen in Richtung Aufwertung des Bodens. Genau das Richtige im „Internationalen Jahr des Bodens„.

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Doku: Millions Can Walk

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„Hunderttausend Inderinnen und Inder, landlose Bauern und Ureinwohner – die Adivasi – unterwegs zu Fuss. Auf staubigen Strassen, auf dem National Highway, durch Dörfer und Städte. Der im grossen Stil betriebene Abbau von Bodenschätzen, das Anlegen immenser Plantagen und mächtige Infrastrukturprojekte haben dazu geführt, dass sie vertrieben und der Grundlagen ihres friedvollen Lebens beraubt wurden – und werden.

Jetzt sind sie aus dem ganzen Land angereist, um gemeinsam für eine Existenz in Würde zu kämpfen. Unter ihnen der charismatische Rajagopal, Leader und Vordenker der Bewegung. Ihr Protestmarsch führt von Gwalior ins 400 Kilometer entfernte Delhi. Sie widersetzen sich der Hitze, trotzen Krankheiten, nehmen Entbehrungen auf sich. Denn eines steht für sie fest: Sie werden ausharren und erst nach Hause zurückkehren, wenn die Regierung auf ihre Forderungen eingeht.

Es ist, als würden sich die Armen und Unterdrückten der ganzen Welt erheben und zu Wort melden. Und mit Kraft darauf hinweisen, dass sie nicht gewillt sind, die Beschneidung ihrer Rechte hinzunehmen. Ihr Marsch, dessen Idee auf Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstandes gründet, schreibt Geschichte, findet in den wichtigen internationalen Medien Beachtung. Die Welt kann nicht länger wegschauen.

Wie kann man für seine Rechte kämpfen, ohne Gewalt anzuwenden? Mit dieser so aktuellen wie wichtigen Fragestellung strahlt der Film von Christoph Schaub und Kamal Musale weit über Indien hinaus. Er zeigt die vielfältigen Facetten des imposanten Protestmarsches, taucht ein ins Geschehen. Und fokussiert immer wieder auf einzelne Teilnehmer, auf deren schicksalshafte Geschichte und die tägliche Realität in den Dörfern dieser stolzen Menschen.

«Millions Can Walk» ist ein so kämpferischer wie philosophischer und emotionaler Film mit überraschenden Bildern von grosser metaphorischer Kraft. Er fesselt bis zuletzt: Werden die Männer und Frauen Erfolg haben? Wird die Regierung ihre Forderungen erfüllen?“

http://www.millionscanwalk-film.com/de/

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Buch: 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan. F.H. Kung

Screen Shot 2014-12-30 at 08.05.36In seinem Buch „4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan erzählt F.H. King lebendig von seinen Reiseerfahrungen Anfang des 20. Jahrhunderts in Japan, Korea und v.a. in China. Mit eindrucksvoller Genauigkeit erläutert er – als Professor der Agrarwissenschaften – wie es den Völkern dort über Jahrtausende gelang, trotz hoher Bevölkerungsdichte, relativ wenig Fläche und ohne viel Vieh, eine dauerhaft hohe Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Dies v.a. durch verschiedene, ausgeklügelte Methoden der Kompostwirtschaft, Mulch- und Mischwirtschaft, Gründüngung und Direktsaat. Ein grundlegendes Prinzip war dass die Nährstoffe, die der Bauern durch sein Gemüse in die Stadt brachte, auch wieder zurück kamen. So ging er – nicht nur bildlich gesehen – morgens mit seinen Trögen voll Gemüse in die Stadt, und kamen abends, auch mit vollen Trögen „Nährstoffen“, wieder zurück. Auch heute wird wohl noch in weiten Teilen Asiens auf diese Weise Ackerbau betrieben. Beeindruckend, mit welchem Wissen die Menschen dort mit dem Boden umgehen. Dies war jedoch auch immer schon Notwendigkeit gewesen, weil aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte sie sich sonst selbst den „Boden unter den Füssen weggezogen“ hätten. Ein eindrucksvolles Lehrbuch über den guten Umgang mit dem Boden.

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Josef Braun: Boden, Bäume, Regenwürmer

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Sehr interessanter Vortrag von einem, der ganz klassisch anfing als Bauer und nun zu einem „Vorzeige-Bauer“ geworden ist, mit einem prosperierenden Bauernhof. Ob Bodenbedeckung, pfluglos, Bodenaufbau, Agroforst, …. Alles ist dabei. Bravo!

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Andres Wiemken: Pflanzen-Mykorrhiza Netze: Ein dynamischer Marktplatz im Boden

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Interessanter Vortrag über Mykorrhiza. Ohne sie könnten die Pflanzen wohl nie so gut gedeihen. Ein komplexes Leben und Zusammenleben, welches sich da im Boden abspielt. Wieder mal ein Argument mehr dem Boden mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

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Buch: Dreck: Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert. David Montgomery

Screen Shot 2014-09-29 at 20.32.28Ich muss sagen: Ich habe selten so ein wertvolles Buch gelesen. Ich bin so beeindruckt, dass ich der Meinung bin dass dieses Buch – Dreck: Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ von David Montgomery, zumindest in einer stark gekürzten Version, alle Menschen v.a. in der von industrieller Landwirtschaft geprägten „Zivilisation“ lesen sollten. Seit Anbeginn der Landwirtschaft behandeln wir den Boden wie ein Abfallprodukt, eben wie Dreck. Bei den Amis heisst Erde, Boden ja meist auch eher abfällig „Dirt“ (so auch der Originaltitel). Die Landwirtschaft führte so ziemlich von Anfang an dazu, dass wir dauernd den Boden stören, ihn über Monate blank liegen lassen und damit den Wetterunbilden frei aussetzen, was zur Folge hat dass Wind und Regen ihn wegwehen und wegwaschen. Dies führt zu Erosionsraten die im Durchschnitt 10-20, aber oft auch 200-fach über den Bodenneubildungsraten liegen. Die Erosion der Zivilisationen – von den Mesopotamiern, über die Römer, hin zu den Maya und den frühen Neu-Amerikanern – hängt nach Montgomery stark mit der Erosion des Bodens zusammen. Mit vielen Zitaten aus Werken der vergangenen 2500 Jahre erklärt er wie vorher fruchtvolles Land in wenigen Jahrzehnten bis Jahrhunderten ausgezehrt, verarmt und fast zu Halbwüsten verarmt, verkommen. Ein deutliches Warnzeichen an uns und unsere Zivilisation, welches wir uns zu Herzen nehmen sollten.

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Doku: Holzhackschnitzel als Bodenaufbereiter und Bodenbedecker? Back to Eden.

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Gemeinhin sagt man, Holzgut sollte nicht im Gartenanbau verwendet werden, das es – als Kohlenstoff-reiches Material – bei der Kompostierung dem Boden Stickstoff entzieht. Jedoch: Es gibt einen Unterschied zwischen „in den Boden einarbeiten“ und „den Boden bedecken“. Gerade wenn das Holzhackschnitzelgut auch aus dünneren (und damit weniger Lignin-enthaltenen) Ästen und Laub besteht, kann das regelmässige Ausbringen auf den Garten (und den Acker) zu sehr gutem Erfolg führen. In der Doku „Back to Eden“ wird gezeigt wie erfolgreich damit die Bodenqualtät erhöht werden kann und die Düngungs- und Bewässerungsgaben reichlich reduziert oder sogar darauf ganz verzichtet werden können. Sehr interessant, wenn auch in der ganzen Länge etwas langatmig und dazu mit einem äusserst Bibel-festen Christen als Hauptprotagonisten. Aber die ersten 30 Minuten reichen auch um einen Eindruck davon zu kriegen wie erfolgsversprechend diese Methode ist.

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Buch: Bäume verstehen. Was uns Bäume erzählen, wie wir sie naturgemäss pflegen. Peter Wohlleben

Screen Shot 2014-06-03 at 23.25.17Wer kennt sich schon mit Bäumen aus, kann mehr als ein Dutzend bestimmen? Und wer kann sie „verstehen“, sie – ihre Geschichte, ihre Bedürfnisse – lesen? Mit seinem Buch „Bäume verstehen. Was uns Bäume erzählen, wie wir sie naturgemäss pflegen“ hat Peter Wohlleben mir eine andere Welt eröffnet, deren Einblicke interessant, inspirierend, erstaunend und spannend sind. Was sagt der Wuchs eines Baumes über seine Standortbedingungen aus? Wie wachsen die einen, wie die anderen Bäume? Können Bäume miteinander kommunizieren? Wie ist deren Vermehrungsstrategie? Spannende Fragen und noch spannendere Antworten in diesem lesenswerten Buch, welches uns neue Horizonte eröffnet.

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Doku: Terra preta – Wundererde für das Wendland

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Die Terra Pretra im Amazonas ist eine erstaunliche Entdeckung: Eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit und Dauerhaftigkeit in ansonsten doch so armen Böden der Tropen. Die Entstehung bleibt noch ein Rätsel, selbst wenn die ein oder andere Zutat bekannt ist: Kohlenstoff, organische Abfälle, Tonscherben. Soweit, so ungelöst ist doch die Komplexität des Ganzen. Und so sehr scheint aber gleichzeitig das Phänomen in der westlichen Welt von vielen Menschen und Medien auf das eine reduziert zu werden: Terra preta = Kohle. Dass die eine wichtige Rolle spielt ist wohl unbestritten. In der Doku „Terra preta – Wundererde für das Wendland“ versuchen Wissenschaftler in einer gross angelegten Studie zu verstehen, was die Qualität der indianischen Erde ausmacht, mit Fokus auf der Kohle. Was interessant ist: Auch in Deutschland gibt es die Terra preta, vor vielen Jahrhunderten entstanden in einzelnen Siedlungen. Die Entstehung scheint geplant, das entsprechende Wissen muss vorhanden gewesen sein, da Dörfer mit anderer Ethnie direkt daneben diese Erde nicht vorwiesen.

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Buch: Humusaufbau. Chance für Landwirtschaft und Klima. Gerald Dunst

Screen Shot 2014-06-03 at 21.36.17Mir kommt es schon immer öfter so vor, als wenn wir in einer Zeit der Bewusstseinsveränderung leben. Ohne dabei arg ins Spirituelle gehen zu wollen, so fallen mir die grosse Anzahl an Gesellschafts-kritischen Dokumentationen und Büchern sehr auf. Auch beim sträflichst vernachlässigtem Thema Boden schiessen die Bücher nur so aus diesem. „Humusaufbau. Chance für Landwirtschaft und Klima“ von Gerald Dunst ist ein solches. Es ist weniger „wissenschaftlich“ oder „historisch“ wie andere Werke; dafür aber geschrieben von einem Praktiker, und zwar dem Praktiker schlechthin. Mitbegründer der Bewegung „Ökoregion Kaindorf“, von der hier auch schon die Rede war, Betreiber einer grossen Kompostfirma mit vielen langjährigen Versuchen auf landwirtschaftlichen Flächen. Gut geschrieben, anschaulich, verständlich, sachlich. Absolut empfehlenswert!

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Doku: Alarm auf dem Acker

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Über die Hälfte der deutschen Ackerfläche liegt vom Herbst bis ins Frühjahr karg und ungeschützt in der Landschaft, Wind und Regen ausgesetzt. Die Folge: Tonnenweise verschwindet fruchtbarer Boden. Wind- und Wassererosion haben schwerwiegende Folgen. Und da dieser Prozess meist jedoch nur in kleinen Schritten voran geht, bleibt er unserem (unwachsamen) Auge oft verborgen. Nur wenn in (Nord-)Deutschland Massenkarambolagen aufgrund eines Sandsturmes sind, wie er sonst nur aus der Sahara bekannt ist, wendet sich das Interesse kurzeitig diesem Thema. Dabei ist der Humus- und Bodenverlust eine der ganz, ganz grossen Themen (und zugleich Tragödien) unserer Zeit!

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Buch: Das Leben im Boden & Das Edaphon. Raoul H. Francé

Screen Shot 2013-12-29 at 20.12.58Raoul H. Francé gibt in seinem Doppelband Das Leben im Boden / Das Edaphon: Untersuchungen zur Ökologie der bodenbewohnenden Mikroorganismen einen faszinierenden Einblick in das reiche Leben im Boden. Zwar sind die Büchlein bald 100 Jahre alt; aber anscheinend ist das Wissen in dieser Zeit Wissenschaftlern und Bauern zugleich nicht zugänglich gewesen und seine Entdeckungen und Beschreibungen damit hochaktuell. Gerade der erste Teil besticht durch eine verständliche und zugleich fesselnde Beschreibung der Kleinen und Kleinsten im dunklen Erdreich. Der zweite Teil ist wissenschaftlich und detailreich, und damit einem nur eingeschränkten Publikum zu empfehlen.

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Bodenaufbau von Oben nach Unten

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Wie Bodenaufbau auch statt finden kann wird hier bei Mark Shepard, „Restoration Agriculture„, sehr gut beschrieben. Es geht nicht nur darum den Boden von oben nach oben „aufzubauen“; man kann ihn auch nach unten hin aufbauen, wie er eindrücklich anhand eigener Erfahrungen beschreibt: Bodenaufbau nach unten.

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Artikel: Kohl fürs Klima

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Ein einzigartiger CO2-Deal: Bauern in Österreich binden Treibhausgase und werden dafür von Firmen bezahlt. Diese werben dann mit Klimaneutralität.

KAINDORF taz | Der Anfang war nicht einfach für Bauer Johann Gradwohl: Der Kompost, mit dem er seine Felder düngte, brachte auch das Unkraut mächtig zum Wachsen. Doch sein Lohn war ein fruchtbarer Boden. Gradwohl ist einer von sieben Landwirten in der österreichischen „Ökoregion Kaindorf“, die Chinakohl als „Klimakohl“ anbauen; in der letzten Saison waren es etwa 700 Tonnen.
Neben Kohl produzieren sie auch Erdbeeren, Karotten und Cocktailtomaten, die die „Spar“-Handelskette in ihren 1.500 Filialen in ganz Österreich als „Humusgemüse“ verkauft. „Die Kunden reißen uns die Produkte aus den Händen“, freut sich „Spar“-Chef Gerhard Drexler.

Die Idee mit „Klimakohl“ könnte man als „Abfallprodukt“ einer pfiffigen Nachhaltigkeitsinitiative bezeichen, wenn es den Engagierten in der Steiermark nicht gerade darum ginge, Abfälle zu vermeiden und im Kreislauf zu wirtschaften. Die mit mehreren Umweltpreisen ausgezeichnete „Ökoregion Kaindorf“, die die sechs ländlichen Gemeinden Dienersdorf, Ebersdorf, Hartl, Hofkirchen, Kaindorf und Tiefenbach umfasst, hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 CO2-neutral zu werden – unter anderem durch erneuerbare Energien und Humusaufbau.

Auf Initiative des 2007 gegründeten Vereins Ökoregion Kaindorf ist ein weltweit einzigartiger regionaler Handel mit CO2-Zertifikaten initiiert worden: Gewerbeunternehmen, die CO2-neutral produzieren wollen, schließen mit Landwirten, die über den Humus Kohlenstoff im Boden binden, freiwillig einen Vertrag ab.
Preisgekrönter Kompostbetrieb

Wie funktioniert das? Böden sind der größte Treibhausgasspeicher auf Erden, sie speichern mehr CO2 in Form von Kohlenstoff als Ozeane und Wälder zusammen. Ein Bauer könne durch Humusaufbau das Äquivalent von 50 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden, erklärt Mitinitiator Gerald Dunst, dessen Kompostbetrieb „Sonnenerde“ mit dem österreichischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet wurde. Dunst leitet die Arbeitsgruppe Landwirtschaft des Vereins Ökoregion Kaindorf und berät rund 200 bislang zumeist konventionell wirtschaftende Bauern beim Humusaufbau ihrer Äcker.
Auf Musterflächen haben sich die Humusgehalte durch die Einbringung von Kompost und Pflanzenkohle („Terra-Preta-Technik“), pfluglose Bodenbearbeitung, Winterbegrünung und Fruchtwechsel bereits auf sagenhafte sechs Prozent erhöht. Folge: Die Böden brauchen weder Dünger noch Pestizide, weil die Bodenfruchtbarkeit den Schädlingsbefall hemmt, und im Gegensatz zu früher können sie Starkregen vollständig aufsaugen und speichern.

Der Verein Ökoregion Kaindorf bezahlt Landwirten ein Erfolgshonorar von 30 Euro pro Tonne nachweislich gebundenes CO2, um deren Mehrkosten auszugleichen, erklärt der Landwirtschaftsberater das Prinzip dieses Zertifikathandels. Im Gegenzug verpflichten sich die Gärtnerinnen und Bauern, den Humusgehalt ihrer Böden über fünf Jahre stabil zu halten – was unabhängige Sachverständige mittels Bodenproben überprüfen.

Das Geld für die Zertifikate kommt von regionalen Unternehmen, die ihren unvermeidbaren CO2-Ausstoß kompensieren wollen. Beteiligt sind unter anderem eine Brauerei, ein Ökokaffeehandel, ein Malerbetrieb und eine Fleischerei. Sie bezahlen 45 Euro pro Tonne, wobei die Preisdifferenz an den Verein für dessen Aufbauarbeit geht. Ihr Gewinn: Sie können mit CO2-neutral hergestellten Produkten werben und auf diese Weise neue Kundschaft generieren. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Die Fruchthandelskette Frutura wiederum hat eine langfristige Kooperation mit der Ökoregion und ihren Feldfruchtproduzenten vereinbart. Bis 2020 soll sämtliches Obst und Gemüse, das sie der „Spar“-Kette liefert, CO2-neutral produziert werden.

Manfred Hohensinner, früher selbst Landwirt, jetzt Geschäftsführer von Frutura, stimmt dieses neue Geschäftsmodell geradezu euphorisch: „Eine Riesenchance für die Bauernschaft“, jubelt er. „Die Bauern werden Klimaschützer!“ Auch aus deutschen Umweltbehörden sind Stimmen zu hören, dies sei der einzige funktionierende und sinnvolle CO2-Handel, weil nachweisbar und transparent auf die Region bezogen; auch das Geld bleibe in der Region.

Quelle

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