Frieder Zimmermann, Künstler & Musiker, war so begeistert von unserem Buch »Die Humusrevolution«, dass er dieses in Ton & Klang umsetzen wollte. Nach langer Vorarbeit ist dieses Oeuvre nun hier zu hören. Horscht mal rein!
humusrevolution
Boden, Leben, Klima & Co – Interview in kraut&rüben
In der letzten Ausgabe der kraut&rüben gab’s ein Interview mit mir. Was ist denn »gesunder Boden«? Was haben Humus und Klimaveränderung miteinander zu tun? Wie können wir Humus im Boden aufbauen? Einfach hier dem Link folgen und am Ende des Artikels auf den Link zum Interview klicken.
Buch: Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen. Ute Scheub und Stefan Schwarzer
Vor genau einem Jahr erschienen, unser Buch »Die Humusrevolution« (Amazon, Buch7, oekom). „Das neue Buch von Ute Scheub und des Permakultur-Designers Stefan Schwarzer zeigt: Ein globaler Humusaufbau von nur einem Prozent würde genügen, um den CO2-Gehalt der Atmosphäre auf ein ungefährliches Maß zu senken. Was einfach klingt, ist es auch, denn die Methoden dazu sind teils schon seit Jahrhunderten bekannt. Unter Schlagworten wie Permakultur oder Carbon Farming erleben sie gerade ihre Renaissance: Gärtnern mit Terra Preta, Ackern ohne Pflug, das Lenken mikrobieller Prozesse oder die Vitalisierung von Kulturen – jede dieser Methoden reichert Humus im Boden an und ermöglicht damit gesunde Lebensmittel. Global gesehen ist die »Humusrevolution« deshalb der wichtigste Hoffnungsträger für weltweite Ernährungssouveränität – sowie für den Kampf gegen Klimaextreme, Armut und Migration. Und das Beste daran: Jeder kann sofort anfangen und mithelfen.“
Die schönste Zusammenfassung ist unser Manifest:
Regeneration ist möglich
Der Stopp der Klimakrise und die Regeneration der planetarischen Ökosysteme binnen weniger Jahrzehnte ist möglich – einfacher und schneller, als die meisten annehmen. Das ist die Botschaft dieses Buches.
Das Grundrezept:
Ersatz der Agroindustrie durch regenerative Agrikultur, Ersatz der Fossilenergie durch regenerative Energien.
Die Lösung liegt uns buchstäblich zu Füßen. Die Natur hilft uns mit dem Wunder der Photosynthese, den Kohlenstoff aus dem atmosphärischen Kohlendioxid dorthin zu bringen, wo er herstammt und nun dramatisch fehlt: in den Boden. Humusaufbau entzieht der Atmosphäre Treibhausgase, macht den Boden fruchtbar, sichert die Ernährung, erneuert das Grund- und Trinkwasser, sorgt für gesunde Pflanzen, Tiere, Menschen, regeneriert ganze Landschaften, drängt Versteppung und Verwüstung zurück, schafft Millionen sinnvoller Arbeitsstellen. Eine Win-Win-Win-Lösung. Viele Beispielprojekte im In- und Ausland zeigen, wie es geht.
Wir brauchen dafür keine High-Tech, kein gefährliches Geo-Engineering, keinen globalen CO2-Handel, keine Gentechnik, keine chemischen oder bioökonomischen Mixturen aus den Labors der Agrokonzerne. Eine rein biologische Ernährung der Weltbevölkerung ist möglich, und sie ist nötig, denn sie hilft bei der Heilung der Ökosysteme. Mehr noch: In einer Welt voller Gewaltkonflikte um Ressourcen und Millionen von Umweltflüchtlingen ist regenerative Agrikultur ein Schlüssel zum Frieden.
Den Schlüssel zu kennen reicht allerdings nicht. Das Tor zur Regeneration der Erde wird von Agrokonzernen, Großgrundbesitzern und Wirtschaftslobbyisten blockiert. Wichtiger als CO2-Handel wäre eine Landreform zugunsten von (klein)bäuerlichen Höfen, die agrarökologisch produzieren, und eine Streichung aller direkten und indirekten Subventionen für umweltzerstörende Produktion von Lebensmittel und ihren Export. Wir brauchen wahre Preise, die den ökosozialen Schaden oder Nutzen eines Produkts ausweisen.
Die global verflochtene Agroindustrie mit Konzernen wie Monsanto & Co gefährdet das Überleben der Menschheit genauso wie die Energiekonzerne. Sie muss zurückgedrängt werden zugunsten von gemeinnützigen Stiftungen und Organisationen, die in die vernachlässigte agrarökologische Forschung investieren und die Kleinbauern und vor allem Kleinbäuerinnen weltweit unterstützen.
Mit Wissen über regenerative Methoden, das alte Traditionen mit neuen Erkenntnissen verbindet, kann auf weit kleineren Flächen als bisher mehr und intensiver geerntet werden. Permakultur, Biointensivkulturen, pfluglose Bodenbearbeitung, Terra Preta, Holistisches Weidemanagement, Agroforstsysteme und weitere Praktiken weisen den Weg. Eine Region, die so wirtschaftet, kann Flächen an die Wildnis zurückgeben und gefährdeten Arten ein Refugium bieten. Denn das Artensterben gefährdet das Überleben der Menschheit inzwischen mehr als die Klimakrise.
Alle Lösungen sind vorhanden. Wir brauchen nur eine entschlossene Zivilgesellschaft, die sie durchsetzt, und Politiker, die nicht länger die Agroindustrie strukturell bevorzugen. Eine solche Agrarwende würde in Deutschland laut Umfragen von einer großen Bevölkerungsmehrheit unterstützt.
Wir brauchen einen nationalen und internationalen Zusammenschluss von Kleinbauern-, Umwelt-, Klima- und Ernährungsbewegungen. Oder um Ronnie Cummins als Mitbegründer des globalen Bündnisses »Regeneration International« zu zitieren: Es bedarf einer »massiven Graswurzelarmee von Erd-Regenerierenden: drei Milliarden Kleinbauern und Dorfbewohnerinnen, Rancher, Hirten, Waldbewohnerinnen, Stadtgärtner und indigene Gemeinden – assistiert von mehreren Milliarden bewussten Konsumenten und urbanen Aktivistinnen.«
Regeneration ist möglich – lokal, regional, national und global. Worauf warten wir noch?
Artikel: Boden(verlust), Humus und Erntesicherheit in der Südwest Presse
Ein Artikel zu unserem Buch »Die Humusrevolution« und ein Interview mit mir sind in der Südwest Presse erschienen.
Deutschland braucht eine Landwirtschaft, die Klima, Boden und Wasser schützt
Salus-Medienpreis für unser Buch »Die Humusrevolution«
Wie schon berichtet haben wir ja den Salus-Medienpreis für unser Buch »Die Humusrevolution« gewonnen. Hier noch zwei Bilder von der Preisverleihung, mit Laudator Karl von Koerber (oben, rechts), sowie in der Gruppe der Nominierten und Preisträger.
Wir gewinnen mit »Die Humusrevolution« den Salus-Medienpreis!
Wow, gewonnen! Cool! Wir haben mit unserem Buch »Die Humusrevolution« den Salus-Medien-Hauptpreis gewonnen!!
Mit dem Medienpreis von Salus werden alljährlich Veröffentlichungen ausgezeichnet, „die sich kritisch mit den Risiken und Auswirkungen der Agro-Gentechnik beschäftigen oder der Frage nachgehen, welche Chancen eine ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft für eine gesunde Lebensweise eröffnet. Dabei legt die Jury besonderen Wert auf eine sachkundige, inhaltlich präzise und allgemeinverständliche Auseinandersetzung mit dem Thema.“ Seit 2010 wird der Preis verliehen. Die Preisträger*innen werden von einer unabhängigen Jury unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermittelt.
PS: Bessere Bilder kommen hoffentlich bald…
denkstoff… Die Humusrevolution
Auf der Suche nach DenkStoff? Nach was Gutem zu lesen? Ich hätte da was… Da oben, das unterste Buch, ganz wichtig, zentral für unsere Zukunft, und die unserer Kinder. Jaja, es geht um nichts weniger als wie wir, wie sich unsere Kinder zukünftig ernähren werden. Geht glaube ich jeden was an, oder? Also, am besten gleich mal reinschauen, das Manifest lesen und kaufen. Die Humusrevolution. (Amazon, Buch7, oekom)
Artikel & Interview: Auf gutem Grund
Interessanter Artikel im Kölner-Stadt-Anzeiger Magazin: Auf gutem Grund. Ein Bericht über das (Permakultur-in-spe) Projekt Schloss Türnich und ein Interview mit mir:
Herr Schwarzer, was ist Boden für Sie?
Ein lebendiger Organismus. Eine Mischung aus totem Gestein und Lebendigem. Erst die Lebewesen machen den Boden zu Bo- den. Dass er beseelt ist, voll von Leben, diesen so wichtigen Punkt haben wir in den vergangenen 50 Jahren völlig vernachlässigt. Man kann das Leben im Boden, abgesehen vom Regenwurm, ja nur unter dem Mikroskop sehen. Wir mussten uns auch gar nicht damit beschäftigen, was lebendigen Boden eigentlich ausmacht, weil wir Pflanzen mit chemischem Dünger zwangsernähren konn- ten.AberlangsamfindeteinParadigmenwechselstatt.Wirfangen endlich an, Boden anders zu betrachten.
Warum ist es so wichtig, fruchtbaren Boden zu erhalten, wenn wir offenbar mit künstlichem Dünger gut zurecht gekommen sind?
Pflanzen sind in ihrer Entwicklungsgeschichte schon ganz früh Verbindungen eingegangen mit Pilzen und Bakterien im Boden. Die „Zusammenarbeit“ mit den Pilzen findet nur statt ohne künst- liche Ernährung. Während Kunstdünger eine gewisse Bandbreite an Nährstoffen kurzfristig zur Verfügung stellt – bis zu 50 Prozent dieser Nährstoffe werden von der Pflanze gar nicht aufgenommen und landen im Grundwasser – sind es nicht unbedingt die, die die Pflanze gerade benötigt. Das komplexe Zusammenspiel von Pflanze, Pilzen und Bakterien sowie die Bildung von Humus er- lauben es der Pflanze zu jedem Zeitpunkt auf die Stoffe zurückzu- greifen, die sie gerade braucht. Und ermöglicht ihr, auch in Tro- ckenzeiten an Wasser zu kommen, über die Pilzfäden, auf die sie sonst nicht zugreifen kann. Chemischer Dünger, Pestizide sowie Pflügen zerstören dieses natürliche Zusammenspiel.
Warum ist der Boden ein Klimasünder, wie Sie in Ihrem Buch „Die Humusrevolution“ schreiben?
Humus, also fruchtbare Erde mit einem hohen Anteil an organi- schem Material, besteht ja zu fast 60 Prozent aus Kohlenstoff. Ein guter Teil des Kohlendioxids, welches in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten in der Luft gelandet ist, stammt nicht nur aus der Verbrennung von Erdöl oder Kohle. Sondern aus der Verände- rung der Landschaft und den Bearbeitungsmethoden, die wir in der industriellen Landwirtschaft nutzen: Beim Pflügen zum Bei- spiel gelangt Humus an die Luft, und der darin enthaltene Kohlen- stoff oxidiert. Das heißt, er geht eine Verbindung mit Sauerstoff ein, wird zu CO2 und entweicht in die Luft. Rund ein Drittel des Kohlenstoffs,welcherdurchdieMenschheitseitderindustriellen Revolution bis 1980 der Atmosphäre hinzugefügt wurde, stammt vom Pflügen unserer Felder.
Dennoch sagen Sie, mit Hilfe von Humus könnten wir den Klima- wandel stoppen. Ist das nicht widersprüchlich?
Nein. Weil wir diesen Effekt, der vor allen Dingen durch die Inten- sivierung der Landwirtschaft eine andere Dimension angenom- men hat, auch wieder rückgängig machen können. Wir können das CO2 aus der Luft durch Humus wieder in den Boden bringen und somit zu einer positiven Veränderung beitragen. Und zwar indirekt, durch die Pflanzen, die Photosynthese betreiben, und dafür CO2 aus der Luft nehmen und damit Kohlenstoff in Form von Zucker produ- zieren und ihn wieder in den Boden pumpen. Dort bleibt er, sofern wir ihn nicht durch Pflügen wieder in die Luft bringen.
Wie kann das gelingen?
Ständige Bodenbedeckung ist ein wichtiger Schritt. Die Äcker dürfen nicht brachliegen. Wir brauchen Pflanzen, die den Kohlenstoff akku- mulieren, und müssen dem Boden Kompost und Mikroorganismus zu- führen, die ihn zum Leben erwecken und der Pflanze helfen, ihre Auf- gabe zu erfüllen. Das Ziel ist eine pfluglose Landwirtschaft. Und Äcker, die ständig bedeckt sind von Pflanzen, die entweder zur Ernte da sind oder dem Boden helfen, lebendig zu bleiben, was wiederum da- bei hilft, dass die nächste Kultur besser wächst. Und als dritter wichti- ger Punkt ständiger Fruchtwechsel.
Humus hat aber noch weitere wichtige Funktionen. Welche?
Humus birgt viele Nährstoffe für die Pflanzen. Außerdem ist er ein gro- ßer Wasserspeicher. Ein Prozent mehr Humus im Boden auf einen Hektar gerechnet kann 160000 Liter Wasser zusätzlich speichern. In Zeiten des Klimawandels, wo wir schon jetzt aber noch mehr in Zu- kunft mit längeren Trockenperioden zurecht kommen müssen, ist dies ein wichtiger Faktor. Mehr Humus führt so außerdem dazu, dass wir weniger Überschwemmungen haben, da der Boden ja wieder vermehrt größere Mengen an Regenwasser speichern kann. Er sorgt außerdem dafür, dass wertvoller Boden erhalten bleibt, der sonst vom Acker weg- gespült wird und in die Bäche und Flüsse verschwindet.
Wenn durch unsere Art der Landwirtschaft stetig Boden verschwindet, verlieren wir dann irgendwann nicht den Boden unter unseren Füßen? Eine britische Bauernzeitschrift betitelte letztens einen Artikel mit: „Wir haben noch Boden für 60 Ernten“. Es ist ein Thema, das von der gesamten Gesellschaft völlig unterschätzt wird. Das Buch „Dreck“ von David Montgomery sollte jeder gelesen haben. Es macht deutlich, wie die Landwirtschaft dazu geführt hat, dass Zivilisationen fast we- gen der damit verbundenen Bodenerosion zusammengebrochen sind.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Als das römische Reich 400 vor Christus langsam anfing zu wachsen, galt Italien als das Land, in dem Milch und Honig floss, mit unglaub- lich fruchtbaren Ländereien. 400 Jahre nach Christus herrschte in Ita- lien dann das Bild vor, das wir auch heute noch haben. Da wächst Wein und da wachsen Oliven, also Pflanzen, die vor allem auf kargem, stei- nigem Boden gedeihen. Weswegen die Römer letztendlich in Tunesien und Libyen einmarschiert sind, um diese Länder als Kornkammer zu benutzen, weil sie nämlich zu Hause – aufgrund des Verlustes an Län- dereien – nicht mehr genügend produzieren konnten.
Auch Deutschland ist heute abhängig von Agrarflächen im Ausland.
Genau, vor dem gleichen Problem stehen wir heute. Fast 50 Prozent der Lebensmittel für Europa kommen von außerhalb Europas. Wir gehen woandershin, um dort zu produzieren, weil hier bei uns nicht mehr ge- nügend hergestellt werden kann.
Was kann denn jeder von uns tun?
Sich überlegen, welche Produkte er einkauft und wo er sie kauft. Zum lokalen Landwirt gehen und fragen: Wie siehst du das mit CO2 und Kli- maveränderung? Wer Bioprodukte kauft, hat schon einen guten Schritt getan. Auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann jeder etwas tun, indem er den Boden nicht umgräbt und für gute Kompostierung sorgt.
Das Gespräch führte Jasmin Krsteski
Präsentation: Wo unsere (Agri)Kultur falsch lag und wie Permakultur helfen kann. Am 18.5. in Mainz
Am 18.5., 18:00h, halte ich einen Vortrag an der JGU Mainz: Jared Diamond bezeichnete es einmal in einem Artikel als „The Worst Mistake in the History of the Human Race“. Und auch andere haben auf verschiedene Arten versucht ein Licht drauf zu werfen, z.B. Daniel Quinn in seinem Buch Ismael oder Toby Hemenway. Letzterer hat mich in vorher gehenden Jahren so inspiriert mit diesem Thema, dass ich mich immer weiter damit beschäftigte: Wie sind wir eigentlich zur Landwirtschaft gekommen? Wie haben wir vorher gelebt? Und was hat sich mit der Landwirtschaft für uns verändert? Wow, während ich mich immer tiefer ins Thema einlas, realisierte ich was für unglaubliche gesellschaftlichen Veränderungen in relativ kurzer Zeit da geschehen sein müssen. Immerhin ist die Epoche der Landwirtschaft gerade mal 10-12.000 Jahre alt. Homo sapiens bevölkert die Erde aber nun schon seit 200.000 Jahren. Und davor gab’s unsere Ahnen und Vettern, z.B. den Neandertaler und Heidelberger. Auch die waren schon menschlich, wenn man bedenkt dass sie mit Feuer umgehen konnten, sich Werkzeuge bauten, Sorge füreinander trugen, enge Familienbanden hatten, und Ansätze von Kunst & Kultur. Gegen diese Zeitspanne von konservativ gerechnet 1.000.000 Jahren, in der der Mensch »nachhaltig« lebte, macht sich diese unsere Zivilisationsepoche mit 10.000 Jahren doch sehr kurz aus. V.a. Dingen auch im Hinblick drauf, dass nach derzeitigem Stand der Situation wir wohl nicht noch 10.000 Jahren überleben werden. Wie also hat der Mensch vorher so »nachhaltig« leben können, und unsere »Generation« von Ackerbauern nicht, obwohl wir doch so grandiose Zivilisationen entwickelt haben? Und wie kann die Permakultur helfen neue Wege zu entwerfen und zu gehen?
Interview beim Hessischen Rundfunk zum Buch „Die Humusrevolution“
Da ich eh schon in Frankfurt zum Besuch bei einer Freundin war, habe ich den Sprung rüber – witzigerweise wirklich gerade um die Ecke bei der Freundin – zum Hessischen Rundfunk gemacht. Die hatten angefragt für die Sendung »alle Wetter!«, ob nicht einer der Autoren des Buches „Die Humusrevolution“ (Amazon, Buch7) für eine Interview vorbei kommen könnten. Nun denn, interessante Herausforderung, wenn auch die Sendung nicht das heuteJournal war. Ein paar Sätze zum Buch, zu einer aufbauenden Form der Landwirtschaft, drei Bilder – und schon war wieder Schluss. Schade… 🙂
Buch: Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen. Ute Scheub und Stefan Schwarzer
Nun ist es da, das Buch. Den ganzen letzten Sommer dran gearbeitet, recherchiert, zusammen getragen, geschrieben, zig Mal Korrektur gelesen, Bilder gesucht, Gespräche geführt, Plätze besucht… Ein schönes Werk ist da zusammen gekommen, von Ute Scheub und mir: „Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen“ (Amazon, Buch7, oekom). Die schönste Zusammenfassung ist unser Manifest:
MANIFEST
Regeneration ist möglich
Der Stopp der Klimakrise und die Regeneration der planetarischen Ökosysteme binnen weniger Jahrzehnte ist möglich – einfacher und schneller, als die meisten annehmen. Das ist die Botschaft dieses Buches.
Das Grundrezept:
Ersatz der Agroindustrie durch regenerative Agrikultur, Ersatz der Fossilenergie durch regenerative Energien.
Die Lösung liegt uns buchstäblich zu Füßen. Die Natur hilft uns mit dem Wunder der Photosynthese, den Kohlenstoff aus dem atmosphärischen Kohlendioxid dorthin zu bringen, wo er herstammt und nun dramatisch fehlt: in den Boden. Humusaufbau entzieht der Atmosphäre Treibhausgase, macht den Boden fruchtbar, sichert die Ernährung, erneuert das Grund- und Trinkwasser, sorgt für gesunde Pflanzen, Tiere, Menschen, regeneriert ganze Landschaften, drängt Versteppung und Verwüstung zurück, schafft Millionen sinnvoller Arbeitsstellen. Eine Win-Win-Win-Lösung. Viele Beispielprojekte im In- und Ausland zeigen, wie es geht.
Wir brauchen dafür keine High-Tech, kein gefährliches Geo-Engineering, keinen globalen CO2-Handel, keine Gentechnik, keine chemischen oder bioökonomischen Mixturen aus den Labors der Agrokonzerne. Eine rein biologische Ernährung der Weltbevölkerung ist möglich, und sie ist nötig, denn sie hilft bei der Heilung der Ökosysteme. Mehr noch: In einer Welt voller Gewaltkonflikte um Ressourcen und Millionen von Umweltflüchtlingen ist regenerative Agrikultur ein Schlüssel zum Frieden.
Den Schlüssel zu kennen reicht allerdings nicht. Das Tor zur Regeneration der Erde wird von Agrokonzernen, Großgrundbesitzern und Wirtschaftslobbyisten blockiert. Wichtiger als CO2-Handel wäre eine Landreform zugunsten von (klein)bäuerlichen Höfen, die agrarökologisch produzieren, und eine Streichung aller direkten und indirekten Subventionen für umweltzerstörende Produktion von Lebensmittel und ihren Export. Wir brauchen wahre Preise, die den ökosozialen Schaden oder Nutzen eines Produkts ausweisen.
Die global verflochtene Agroindustrie mit Konzernen wie Monsanto & Co gefährdet das Überleben der Menschheit genauso wie die Energiekonzerne. Sie muss zurückgedrängt werden zugunsten von gemeinnützigen Stiftungen und Organisationen, die in die vernachlässigte agrarökologische Forschung investieren und die Kleinbauern und vor allem Kleinbäuerinnen weltweit unterstützen.
Mit Wissen über regenerative Methoden, das alte Traditionen mit neuen Erkenntnissen verbindet, kann auf weit kleineren Flächen als bisher mehr und intensiver geerntet werden. Permakultur, Biointensivkulturen, pfluglose Bodenbearbeitung, Terra Preta, Holistisches Weidemanagement, Agroforstsysteme und weitere Praktiken weisen den Weg. Eine Region, die so wirtschaftet, kann Flächen an die Wildnis zurückgeben und gefährdeten Arten ein Refugium bieten. Denn das Artensterben gefährdet das Überleben der Menschheit inzwischen mehr als die Klimakrise.
Alle Lösungen sind vorhanden. Wir brauchen nur eine entschlossene Zivilgesellschaft, die sie durchsetzt, und Politiker, die nicht länger die Agroindustrie strukturell bevorzugen. Eine solche Agrarwende würde in Deutschland laut Umfragen von einer großen Bevölkerungsmehrheit unterstützt.
Wir brauchen einen nationalen und internationalen Zusammenschluss von Kleinbauern-, Umwelt-, Klima- und Ernährungsbewegungen. Oder um Ronnie Cummins als Mitbegründer des globalen Bündnisses »Regeneration International« zu zitieren: Es bedarf einer »massiven Graswurzelarmee von Erd-Regenerierenden: drei Milliarden Kleinbauern und Dorfbewohnerinnen, Rancher, Hirten, Waldbewohnerinnen, Stadtgärtner und indigene Gemeinden – assistiert von mehreren Milliarden bewussten Konsumenten und urbanen Aktivistinnen.«
Regeneration ist möglich – lokal, regional, national und global. Worauf warten wir noch?
Buch: Die Humusrevolution. Wie wir die Böden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen können. Ute Scheub & Stefan Schwarzer
Erscheint Mitte Februar beim Oekom-Verlag
BACK TO THE ROOTS
Seit Erfindung der Landwirtschaft und Einführung der Agroindustrie haben Böden einen Großteil ihres Humus’ verloren. In Form von CO2 ist er nun da zu finden, wo er großen Schaden anrichtet: in der Atmosphäre. Für diese Herausforderung existiert eine Lösung: Mit »regenerativer Agrikultur« kann der Kohlenstoff dorthin zurückgebracht werden, wo er nutzt – und dringend gebraucht wird: in den Boden.
Endlose Monokulturen beherrschen heute die Weltäcker – zum Nachteil für Boden, Luft, Wasser, Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Agroindustrie verursacht auf direkte und indirekte Weise ungefähr die Hälfte aller Treibhausgase, ist also ein Großteil des Megaproblems Klimawandel. Sollten dadurch die Ernährungssysteme zusammenbrechen, blutige Kriege um die letzten Ressourcen geführt und weitere Flüchtlingswellen ausgelöst werden, würde es hochdramatisch. Doch so weit muss es nicht kommen. Der Klimawandel ist umkehrbar, die Ökosysteme heilbar – durch regenerative Agrikultur.
Wie sie funktioniert, zeigt das neue Buch »Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen« (ET 20.2.2017). Regenerative Agrikultur ermöglicht eine mehrfache Win-win-Situation: nicht nur, dass der Atmosphäre überschüssiges CO2 entzogen wird; die Wiederanreicherung unserer Böden mit Humus hat ihrerseits positive Auswirkungen – auf Ernährung, Artenvielfalt oder Wasserverfügbarkeit. Denn Humus ist ein wahrer Wunderstoff, der uns verloren zu gehen droht – aufgrund von Entwaldung, Landnutzungsänderungen oder einer weltweit galoppierenden Bodenerosion.
Regenerative Agrikultur ist eine ganzheitliche Praxis, die Böden aufbaut und die Regenerationskräfte der Natur unterstützt. In der Öffentlichkeit ist über ihr Potenzial bislang nur wenig bekannt; selbst im Pariser Klimaabkommen spielt sie keine Rolle. Dabei ist ihre Wirkung mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, viele ihrer Methoden – pflugloser Anbau, Gründüngung oder der Einsatz von Terra Preta – teils seit Jahrhunderten gängige Praxis unter Indigenen, Klein- und Biobauern oder »Permakulturianern«. Ihr Potenzial ist jedenfalls gewaltig, ist sich der international renommierte »Humuspapst« Rattan Lal sicher; v.a. natürlich auf den großen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber sie funktioniert auch im Kleinen: in individuellen und gemeinschaftlichen Gärten, in der Stadt und auf dem Land.
Ute Scheub und Stefan Schwarzer beschreiben in ihrem Buch die zahlreichen Vorteile und Möglichkeiten einer regenerativen Agrikultur; wie sie etabliert werden kann, welche Hindernisse es zu bewältigen gilt, wie und wo man politisch aktiv werden kann und welche Methoden im eigenen Umfeld angewendet werden können. Denn jede(r) Einzelne kann mithelfen, unsere planetarischen Öko- und Ernährungssysteme zu heilen und zu schützen.