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Doku: Regional einkaufen – gute Idee oder Mogelpackung?

Wie regional ist regional eigentlich? Große Frage! Denn regional boomt. Aber: Es ist nicht alles regional (an Zutaten), wo regional drauf steht. Z.b.: Soweit ich weiss kann das Fleisch für den Schwarzwälder Schinken aus Dänemark kommen. Hmmm, blöd, wenn man regional einkaufen will. Und so führt uns die Doku „Regional einkaufen – gute Idee oder Mogelpackung?“ ein wenig durch das Wirrwarr der Unklarheit und Mogelei. Und macht damit auch klar, dass es zwar durchaus teurer für die Hersteller wäre, auf regionale Zutaten sich zu beschränken, aber dies wohl nur marginal. Und dass es a) klare Gesetze braucht um ein klares Labeling zu haben und b) den Wille auch von Geschäften, den (regionalen) Kunden auch regionale Produkte anzubieten, wie eine österreichische Supermarktkette vormacht.

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Hamburg könnte sich selbst ernähren

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Hamburg und Umland können sich theoretisch aus einem 100-Kilometer-Radius um die Hansestadt vollständig ökologisch ernähren. Das ist das Ergebnis der Masterarbeit von Sarah Joseph, die die Regionalwert AG Hamburg, die HafenCity Universität Hamburg und die Kühne Logistics University vorstellten. Voraussetzungen sind, dass 75 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittelanbau genutzt werden und der Fleischkonsum sinkt. Die Beteiligten riefen dazu auf, regionale ökologische Strukturen zu stärken.

Autorin der Abschlussarbeit ist Sarah Joseph, 26 Jahre. Für ihre Fallstudie im Studiengang Resource Efficiency in Architecture and Planning (REAP) an der HafenCity Universität ermittelte die aus den USA stammende Autorin den Flächen-Fußabdruck verschiedener Ernährungsweisen. Anschließend wandte sie die Ergebnisse auf die Region Hamburg an. Sarah Joseph sagt: „In regionaler, ökologischer Ernährung liegt ein großes Potential: Eine nachhaltige Landwirtschaft, gesündere Lebensmittel und viel geringere negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur.“

Ulf Schönheim, Vorstand der Regionalwert AG Hamburg und einer der Interviewpartner für die Abschlussarbeit, sagt: „Eine ökologische regionale Landwirtschaft hilft, zu wahren Preisen für Lebensmitteln zu kommen. In der heutigen, industrialisierten Landwirtschaft fallen die wahren Kosten woanders an.“ Aus diesen Gründen werde eine weitgehende Ökologisierung der Landwirtschaft häufig gefordert, so Schönheim weiter. „Mit Sarah Josephs Fallstudie gibt es jetzt Zahlen für die Metropolregion Hamburg, unter welchen Bedingungen das möglich ist. Das gibt Stadt und Region wichtige Hinweise auf dem Weg zur Bio-Stadt.“ Die Stadt Hamburg ist vor Kurzem dem Netzwerk Bio-Städte beigetreten. Schönheim: „Die Nachfrage von Stadt, Ländern und Kommunen ist extrem wichtig. In Kopenhagen versorgen sich öffentliche Kantinen inzwischen zu rund 80 Prozent mit Bio-Lebensmitteln – häufig aus regionaler Herkunft. Das hat immense positive Effekte auf die ökologische Landwirtschaft der Region.“

Professorin Irene Peters von der HafenCity Universität, Erstbetreuerin der Masterarbeit, sagt: „Wie und wo wir unsere Lebensmittel herstellen, berührt elementar viele Bereiche, in denen wir dringend mehr Nachhaltigkeit brauchen: Böden, Wasser, den Regenwald, der vom Futtermittelanbau für die Intensivtierhaltung bedroht ist – unseren Umgang mit lebenswichtigen Naturressourcen überhaupt.“

Hanno Friedrich, Professor an der Kühne Logistics University und Ko-Betreuer, sagt: „Die Berechnungen nehmen eine andere Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen an. Das ist zunächst zwar hypothetisch, bietet aber eine gute Diskussionsgrundlage. Eins ist dabei aber klar: Regionale Lebensmittel machen die Versorgung der Bevölkerung unabhängiger und damit sicherer.“

Die Abschlussarbeit zeigt, dass insbesondere der Fleischkonsum sinken muss, damit sich die Bevölkerung im Raum Hamburg vollständig ökologisch und regional versorgen kann. Sarah Joseph: „Fleischerzeugung ist der größte Flächenfresser. Meine Ergebnisse zeigen, dass sich schon mit zwei fleischfreien Tagen pro Woche 92 Prozent der Bevölkerung aus einem Radius von 100 Kilometern rund um Hamburg ernähren lassen. Bei drei bis vier fleischfreien Tagen sind es sogar hundert Prozent.“ Der Fleischkonsum würde am besten durch einen höheren Verzehr an Hülsenfrüchten wie Bohnen und Erbsen kompensiert, so Sarah Joseph. Das entspräche auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und helfe, den Böden Stickstoff zuzuführen.

Ulf Schönheim sagt: „Wir rufen Politik, Firmen, Organisationen und die Bürgerinnen und Bürger der Region auf, kleine Bio-Landwirte und Vermarkter zu stärken. Kauft möglichst direkt ein. Und unterstützt regionale Netzwerke auch finanziell – wie zum Beispiel unsere Bürger-Aktiengesellschaft, die Regionalwert AG Hamburg. Sorgt für bezahlbare Vermarktungsflächen für kleine Erzeuger, zum Beispiel in Markthallen. Unser Ziel: eine enkeltaugliche Land- und Lebensmittelwirtschaft in der Region – getragen von den Bürgerinnen und Bürgern.“

Die aktuelle Aktienausgabe der Regionalwert AG Hamburg läuft bis zum 8. Januar 2017. Mit dem Geld stärkt die Hamburger Bürger-Aktiengesellschaft Bio-Höfe, Verarbeiter und Vermarkter in der Region rund um Hamburg und in Schleswig-Holstein und schließt sie mit den Bürgern zu einem Verbund zusammen, in dem sie eng kooperieren und sich gegenseitig Produkte abnehmen, wovon letztlich alle Seiten profitieren sollen. Derzeit führt die Regionalwert AG Hamburg zum Beispiel Gespräche über eine Markthalle mit Gastronomie in Hamburg.

Sarah Joseph wird sich mit dem Thema der Versorgung mit regional-ökologischen Lebensmitteln in ihrer geplanten Dissertation weiter auseinandersetzen. Joseph: „Die Forschungsfrage wird sein, wie man ökologische Produkte allen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu vernünftigen Preisen zur Verfügung stellen kann.“

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Artikel: Kohl fürs Klima

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Ein einzigartiger CO2-Deal: Bauern in Österreich binden Treibhausgase und werden dafür von Firmen bezahlt. Diese werben dann mit Klimaneutralität.

KAINDORF taz | Der Anfang war nicht einfach für Bauer Johann Gradwohl: Der Kompost, mit dem er seine Felder düngte, brachte auch das Unkraut mächtig zum Wachsen. Doch sein Lohn war ein fruchtbarer Boden. Gradwohl ist einer von sieben Landwirten in der österreichischen „Ökoregion Kaindorf“, die Chinakohl als „Klimakohl“ anbauen; in der letzten Saison waren es etwa 700 Tonnen.
Neben Kohl produzieren sie auch Erdbeeren, Karotten und Cocktailtomaten, die die „Spar“-Handelskette in ihren 1.500 Filialen in ganz Österreich als „Humusgemüse“ verkauft. „Die Kunden reißen uns die Produkte aus den Händen“, freut sich „Spar“-Chef Gerhard Drexler.

Die Idee mit „Klimakohl“ könnte man als „Abfallprodukt“ einer pfiffigen Nachhaltigkeitsinitiative bezeichen, wenn es den Engagierten in der Steiermark nicht gerade darum ginge, Abfälle zu vermeiden und im Kreislauf zu wirtschaften. Die mit mehreren Umweltpreisen ausgezeichnete „Ökoregion Kaindorf“, die die sechs ländlichen Gemeinden Dienersdorf, Ebersdorf, Hartl, Hofkirchen, Kaindorf und Tiefenbach umfasst, hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 CO2-neutral zu werden – unter anderem durch erneuerbare Energien und Humusaufbau.

Auf Initiative des 2007 gegründeten Vereins Ökoregion Kaindorf ist ein weltweit einzigartiger regionaler Handel mit CO2-Zertifikaten initiiert worden: Gewerbeunternehmen, die CO2-neutral produzieren wollen, schließen mit Landwirten, die über den Humus Kohlenstoff im Boden binden, freiwillig einen Vertrag ab.
Preisgekrönter Kompostbetrieb

Wie funktioniert das? Böden sind der größte Treibhausgasspeicher auf Erden, sie speichern mehr CO2 in Form von Kohlenstoff als Ozeane und Wälder zusammen. Ein Bauer könne durch Humusaufbau das Äquivalent von 50 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden, erklärt Mitinitiator Gerald Dunst, dessen Kompostbetrieb „Sonnenerde“ mit dem österreichischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet wurde. Dunst leitet die Arbeitsgruppe Landwirtschaft des Vereins Ökoregion Kaindorf und berät rund 200 bislang zumeist konventionell wirtschaftende Bauern beim Humusaufbau ihrer Äcker.
Auf Musterflächen haben sich die Humusgehalte durch die Einbringung von Kompost und Pflanzenkohle („Terra-Preta-Technik“), pfluglose Bodenbearbeitung, Winterbegrünung und Fruchtwechsel bereits auf sagenhafte sechs Prozent erhöht. Folge: Die Böden brauchen weder Dünger noch Pestizide, weil die Bodenfruchtbarkeit den Schädlingsbefall hemmt, und im Gegensatz zu früher können sie Starkregen vollständig aufsaugen und speichern.

Der Verein Ökoregion Kaindorf bezahlt Landwirten ein Erfolgshonorar von 30 Euro pro Tonne nachweislich gebundenes CO2, um deren Mehrkosten auszugleichen, erklärt der Landwirtschaftsberater das Prinzip dieses Zertifikathandels. Im Gegenzug verpflichten sich die Gärtnerinnen und Bauern, den Humusgehalt ihrer Böden über fünf Jahre stabil zu halten – was unabhängige Sachverständige mittels Bodenproben überprüfen.

Das Geld für die Zertifikate kommt von regionalen Unternehmen, die ihren unvermeidbaren CO2-Ausstoß kompensieren wollen. Beteiligt sind unter anderem eine Brauerei, ein Ökokaffeehandel, ein Malerbetrieb und eine Fleischerei. Sie bezahlen 45 Euro pro Tonne, wobei die Preisdifferenz an den Verein für dessen Aufbauarbeit geht. Ihr Gewinn: Sie können mit CO2-neutral hergestellten Produkten werben und auf diese Weise neue Kundschaft generieren. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Die Fruchthandelskette Frutura wiederum hat eine langfristige Kooperation mit der Ökoregion und ihren Feldfruchtproduzenten vereinbart. Bis 2020 soll sämtliches Obst und Gemüse, das sie der „Spar“-Kette liefert, CO2-neutral produziert werden.

Manfred Hohensinner, früher selbst Landwirt, jetzt Geschäftsführer von Frutura, stimmt dieses neue Geschäftsmodell geradezu euphorisch: „Eine Riesenchance für die Bauernschaft“, jubelt er. „Die Bauern werden Klimaschützer!“ Auch aus deutschen Umweltbehörden sind Stimmen zu hören, dies sei der einzige funktionierende und sinnvolle CO2-Handel, weil nachweisbar und transparent auf die Region bezogen; auch das Geld bleibe in der Region.

Quelle

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