terra preta

Präsentation: Pflanzenkohle – Stand der Forschung. Prof. Dr. Bruno Glaser

Präsentation: Pflanzenkohle – Stand der Forschung. Prof. Dr. Bruno Glaser

Zwischen Euphorie, Naivität und Wissenschaftlichkeit: Wo stehen wir, beim Thema Pflanzenkohle, wissenschaftlich gesehen? Ich selbst bin von den vielen Vorteilen der Pflanzenkohle durchaus überzeugt, und bin aber auch vertraut mit Studien, die auch Nachteile zum Beispiel auf die Ernte aufgezeigt haben. Was heisst, dass – wie bei Allem – es von den lokalen Bedingungen abhängt, ob und welcher Einsatz von Pflanzenkohle vorteilhaft ist. In diesem Vortrag zeigt Bruno Glaser anhand von einigen Meta-(=Übersichts)Studien, wie die wissenschaftliche Aussagekraft bzgl. z.B. Nitratauswaschung, Wasserspeicherkapazität, Durchlüftung u.a. ist. Sehr interessant, weil er aufzeigt, dass fast überall von verbesserten Bedingungen berichtet werden kann.

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Buch: Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald. Ute Scheub

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Eine lesenswerte Übersicht zum (breit aufgefächerten) Thema Terra Preta hat Ute Scheub in ihrem Buch „Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“ zusammengefasst. Ausgehend von der derzeitigen Problematik der industriellen Landwirtschaft (v.a. in Hinsicht auf den Bodenverlust), stellt Frau Scheub die Entdeckung und Entwicklung der Schwarzen Erde, wie sie im Amazonas entdeckt wurde, vor, und zeigt auf welches Potential die Verwendung von Pflanzenkohle (in Verbindung mit Kompost, EM, Urin usw.) hat. Sehr schön zu lesen, flüssig geschrieben, mit interessanten Fakten und Zahlen gespickt, ist dieses Buch sicher ein gutes Aufklärungswerk. Das Wie? der Herstellung von Pflanzenkohle kommt dann aber doch nur sehr kurz vor, ohne Anleitungen – Schade. Auch bin ich mir nicht ganz sicher ob der Hype gerechtfertigt ist, da es noch sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu den Effekten gibt; und unklar bleibt mir auch noch wo das ganze Material herkommen soll, was wir dann zu Pflanzenkohle verarbeiten bzw. in wieweit da Konkurrenz zwischen Generierung von Pflanzenkohle, Kompost, Wärmegewinnung u.a. eine Rolle spielen. Vielleicht haben da andere noch harte Fakten zu… Ingesamt ein sicher empfehlenswertes Buch, was zum einen nachdenklich macht über unsere derzeitige Situation und unserem Umgehen mit Erde, Landwirtschaft, Nahrungsmitteln und Konsum – und zum anderen auch Hoffnung gibt, dass es sinnvolle Lösungen gibt, wenn wir sie denn nutzen.

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Ithaka, Kon-tiki und Terra Preta

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Für die Terra-Preta Fans, und solche die es werden wollen, hier ein Link zum Ithaka-Journal. Entstanden in einer Zusammenarbeit mit Delinat, einem Bio-Wein-Versandhandel (mit ziemlich hohem ökologischen Anspruch), forscht v.a. Hans-Peter Schmidt dort mit Pflanzenkohle im Weinberg, und seit einigen Jahren zunehmend in Nepal. Obwohl ich selbst dem Terra-Preta-Hype etwas reserviert gegenüber stehe, scheinen mir seine Untersuchungen, Anwendungen Entwicklungen sehr interessant und lesenswert zu sein. Einfach mal reinschauen.

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Terra Preta keine Wundererde?

Hier ein sehr interessantes Interview mit Almuth Ernsting, Sprecherin der NGO Biofuelwatch, www.biofuelwatch.org.uk. Aus: Lebendige Erde 3/2012.

Ich selbst bin kein grosser Anhänger des Terra Preta-Hypes, da meiner Meinung nach (mal wieder) mit Scheuklappen vor den Augen und sehr unsystemisch gedacht wird. Die existierenden Beispiele aus dem Amazon sind Ergebnisse komplexer Vorgänge, welche bei uns („westliche Zivilisation“) auf ein einziges Element reduziert werden. Schon möglich dass „Biokohle“ (Was ist das denn eigentlich für ein Begriff? Das wäre ja so als wenn wir „Bio-Holz“ sagen würden. Kohle an sich ist ja wohl per se ein „biologisches“ Produkt.) vorteilhaft für den Boden sein kann. Aber eben – ganz so einfach wie manche das einem glaubhaft machen wollen ist die Lage nicht. Hier also das Interview:

Ist Terra Preta eine Lösung fur Klima und Landwirtschaft?

Was in Deutschland als Terra Preta gepriesen wird, ist moderne Biokohle, die mit der wirklichen Terra Preta in Amazonien wenig gemein hat. Terra Preta wurde in einem jahrhunderte-langen Prozess durch nur teilweise bekannte indigene agro-ökologische Methoden geschaffen. Dabei wurden unter anderem viele unterschiedliche organische Abfälle, Kompost, Tierknochen, Fluss-Sedimente, Tonscherben und auch Holzkohle dem Boden hinzugefügt. Eine einzelne Zutat, die Pflanzenkohle, zumal industriell gewonnen, hervorzuheben, mag für Unternehmen oder Politiker auf der Suche nach einfachen Mitteln gegen den Klimawandel attraktiv sein. Aber: moderne Eden mit Pflanzenkohle-Zusätzen ähneln laut aktueller Datenlage der Terra Preta nicht einmal im Entferntesten. Die Amazonasindianer haben schon gar nicht Mischungen von Pflanzenkohle mit Dünger oder mit „Effektiven Mikroorganismen“ hergestellt, wie es hierzulande propagiert wird.

Ist denn überhaupt was dran?

Lediglich elf von Fachleuten geprüfte Feldversuche mit Pflanzenkohle sind veröffentlicht, aber mit sehr unterschiedlichen und nur kurzfristigen Ergebnissen bezüglich der Bodenfruchtbarkeit: Verbesserungen, Verschlechterungen oder auch keine Veränderungen. Sie zeigen, dass Pflanzenkohle den Kohlenstoffgehalt im Boden nicht zuverlässig erhöht. In Kolumbien war in einigen Bereichen bereits ein Jahr nach der Einbringung grosser Mengen Pflanzenkohle der Kohlenstoffgehalt niedriger als dort, wo keine Pflanzenkohle eingebracht worden war. Im November 2011 haben 14 Bodenkundler aus 12 Forschungsorganisationen in der Zeitschrift „Nature“ aufgrund einer Auswertung aller Studien empfohlen, optimistische Einschatzungen der Pflanzenkohle zu revidieren. Die Studie zeigt, dass die Idee, bestimmte Formen des Kohlenstoffs im Boden, vor allem der Kohlenstoff in Biokohle, seien „inhärent stabil“ falsch ist. Wie lange Kohlenstoff im Boden verbleibt, hängt vor allem von den ökologischen Bedingungen des Bodens ab und scheinbar ‚labiler‘ Kohlenstoff aus Pflanzenresten kann durchaus viel länger im Boden verbleiben als angeblich „stabile“ Biokohle.
Zudem würde eine steigende Nachfrage nach Pflanzenkohle Land und Wälder unter noch grösseren Druck setzen.

Wie erklären Sie sich dann den enormen Boom und die üppige Forschungsförderung?

Biokohle wird zunehmend als Teil der „ökologischen Landwirtschaft“ gepriesen, in Deutschland zum Beispiel von den Firmen Palaterra und Tria Terra. Dabei kommt der Hauptbestandteil von Tria Terra’s sogenannter „Terra Preta“ aus einer Anlage des kontroversen Gross-Labormediziners Bernd Schottorfs in Rumänien. Im internationalen Zusammenhang setzt sich die Bio-Kohle-Lobby für massive staatliche Unterstützungen ein, sowohl für Subventionen als auch für CO2-Kredite. Vor allem Konzerne, die Ölsand abbauen, allen voran Conoco Philips, unterstützen Kohlenstoffkredite für Biokohle und erhoffen sich, dadurch ihre zerstörerischen Aktivitäten zu legitimieren. Die grösste Gefahr geht wohl derzeit von Falschinformationen über Pflanzenkohle aus, mit fehlgeleiteten Hoffnungen in unbewiesene und womöglich schädliche Technik“lösungen“.

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