Eine durchaus interessante und wichtige Betrachtungsweise, die kundigen Menschen aber nicht ganz so neu ist, und auch wiederum nicht als »Ausrede« dienen sollte, in der Landwirtschaft nichts zu ändern, weil Artenvielfalt eben v.a. durch »arme« Habitate erhöht werden kann. Ja, es ist schon so, dass nährstoffarme, kaum mit Boden bedeckte und oft nur mit wenigen (allerdings vielfältigen) Pflanzen bestandene Flächen eine Oase für Insekten sind. Die gilt es zu fördern. Im Vergleich dazu findet man in bewusst angelegten Blühstreifen am Ackerrand nur ein Bruchteil der Artenvielfalt. Ja, es braucht diese Oases, diese Refugien, zunehmend auch künstlich gestaltet, um Brutstätten für aussterbende Tierarten zu entwickeln. Aber es braucht auch vielfältigen Strukturen in der Land(wirt)schaft – Hecken, bunte (klug angelegte) Blühstreifen in/an den Äckern, Wiesenrandstreifen. Eine sinnvolle Ergänzung!
Wir sollten aber keine Wälder abholzen, nur um mehr Offenlandbiotope zu schaffen.
Gerade in den Zeiten des Klimawandels brauchen wir jeden Baum. In Bäumen u. besonders in naturnahen Wäldern wird viel CO2 gebunden. Nicht nur in den Bäumen selbst wird CO2 gebunden, sondern bei fehlender o. extensiver Waldbewirtschaftung wird auch viel CO2 für längere Zeit als Dauerhumus im Boden gebunden. Durch die Verdunstung sorgen Bäume für Abkühlung u. für mehr Niederschläge. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Wäldern. Aber selbst bei (kleineren) Parks u. Baumgruppen in Städten macht sich die Abkühlung in Hitzephasen bemerkbar.
Es müssten auch weniger exotische u. mehr einheimische Gehölze gepflanzt werden, da letztere meist viel mehr Arten Nahrung (z. B. Nektar/Pollen für Bestäuberinsekten; Blätter für pflanzenfressende Insekten wie z. B. Raupen; Früchte für Vögel u. Säugetiere) und/oder Lebensraum bieten.
Im ländlichen Raum gibt es meist genügend Offenland-Flächen.
Um Offenland-Arten zu fördern, müsste vor allem der Pestizid-, Gülle- u. Mineraldünger-Einsatz in der Landwirtschaft stark reduziert werden.
Wir brauchen mehr Flächen, die biologisch und/oder extensiv bewirtschaftet werden, und mehr Blühstreifen, blühende Feldhecken u. Brachen.
Bestehende Offenland-Biotope müssen durch Pflege erhalten werden, dazu braucht es entweder eine jährliche Mahd im Spätherbst (damit die Samen der Pflanzen ausreifen können) oder extensive Beweidung.
Es gibt auch kaum noch steppenähnliche Flächen, darum sind typische Steppen-Arten wie z. B. Dufthummel, Feldhamster, Trappen u. Rebhühner fast ausgestorben. Es müssten wieder neue Steppenflächen mit einheimischen Pflanzenarten angelegte werden, z. B. in den Tagebaufolgelandschaften.
Unter Dauergrünland wird auch viel CO2 in Form von Dauerhumus gebunden (unter Steppen sind z. B. die europäischen Schwarzerde-Böden entstanden, welche durch ihren hohen Humusgehalt sehr fruchtbar sind).
Flächenverbrauch durch Versiegelung u. Neubauten „auf der grünen Wiese“ sollte weitgehend verboten werden. In den Städten gibt es i.d.R. genug Brachen (welche oft schon versiegelt sind), die als Bauland genutzt werden können; genug leerstehende Gebäude, die man sanieren kann u. genug flache Gebäude, die man aufstocken kann.
Statt immer neue Fernverkehrsstraßen u. Parkplätze für den steigenden LKW-Verkehr zu bauen, sollten wieder mehr Güter auf der Schiene transportiert werden (z. B. auch als „rollende Landstraße“).
Zugverkehr verbraucht weniger Fläche u. ist zudem deutlich umweltfreundlicher.