Wer Kritik am gängigen, etablierten landwirtschaftlichen System oder an »den Bauern« äussert, wird schnell mal (von »den Bauern«, den Verbänden) angefeindet. Wer das System verteidigt oder versucht Verständnis für verschiedenste Bedingungen und Entwicklungen zu äussern, wiederum von »den Kritikern« als im alten System verharrend geschmäht. Und wer sich als Nicht-Bauer äussert, verliert eh ziemlich schnell jegliches Vertrauen und Anerkennung. Andreas Möller – Nicht-Bauer, Kritiker und Verteidiger des bestehenden Systems – ist in seinem Buch »Zwischen Büllerbü und Tierfabrik« (Amazon, Buch7) ein bemerkenswerter Spagat gelungen. Er bewegt sich elegant und doch klar formulierend, zwischen den Lagern der Kritiker und Verteidiger, zwischen dem Appell das Veränderung notwendig ist und Bauern gut daran täten, sich darauf einzulassen und nicht zu verharren, und Ansichten, dass nicht »alles schlecht ist« und die Städter mal gut daran täten, sich zu informieren und den Kontakt mit den Bauern zu suchen um damit Vorurteile und schnelles Bashing zu vermeiden. Andreas Möller betrachtet aus verschiedensten Perspektiven – historisch, ökonomisch, ökologisch, sozial, gesellschaftlich, politisch – das (große) Thema Landwirtschaft, wägt Für und Wider ab, vergleicht Bilder die wir (Städter) im Kopf haben mit den Realitäten, womit es ihm gelingt ein ein recht vollständiges Bild der gegenwärtigen Situation zu zeichnen.
Zitate:
Wer eine neue Zeit mit einer besseren Landwirtschaft will kommt mit Pauschalkritik an den Bauern nicht weiter.
Wir sollten gemeinsam darüber nachdenken, wie statt Einzelmaßnahmen ein schlüssiges Gesamtkonzept für eine bessere Landwirtschaft aussehen könnte!
Absurd stellt sich die Praxis dar, Futtermitttel zu importieren und mithilfe staatlicher Anreize Energiepflanzen statt Getreide auf unseren Aeckern anzubauen.
Die Branche sollte deshalb möglichst emotionslos prüfen, was an der Kritik berechtigt ist und was nicht. Denn der öffentliche Druck hat angesichts der Mechanismen, nach denen Politik im Medienzeitalter funktioniert, die Kraft, Branchen umzukrempeln, unabhängig vom fachlichen Für und Wider.
20% der Aecker, auf denen früher Kartoffeln, Rüben und Getreide angebaut wurden, werden heute mit Mais, Raps oder anderen Energiepflanzen bestelt.
Ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland werden genutzt, um einen mit Blick auf die Möglichkeiten etwa der Energieeffizient vergleichsweise verschwindend geringen Beitrag für die Stromversorgung zu liefern (7% der Bruttostromerzeugung).
PS: Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten.